Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2108]

2108
1803
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Trübe, heiter und Regen, Aprilwetter. Außer einem Besuch bei Liebisch, wo ich auf einen Sisaca hoffte, den ich auch richtig für Nina zu einem Angebinde auf ein Kleid kaufte, dann noch ein Piquet-Gilet zum Geschenk erhielt, war ich den ganzen Tag zu Hause; auch Therese, die sich mit Stikken unterhielt. Heute sind wir – da wegen Trauer der Kaiserin Louise keine Theater sind – zum Schmirer abends geladen, die „Vier Jahreszeiten" werden gegeben. Mittags speisten wir allein. Moreau der Ältere besuchte uns; dem gab ich die Interessen-Quittung von den Schwandnerischen Obligationen. Nach Mittag zu Haus. Therese machte eine Promenade zum Burgtor hinaus und zum Schottentor herein. Man hatte eben einen gemeinen Soldaten auf der Glacis erschossen, der früh Spiessruten lief, sehr stark lief, weswegen ihn der Major anrief. Er drang durch die Gasse, riss dem Major den Degen aus der Faust, wollte ihn erstechen. Der Major retirierte sich, der Gemeine wurde umgerungen, ein Korporal entwand ihm den Degen und erhielt eine kleine Verwundung. Dies geschah um 11 h Vormittags. Auf der Stelle wurde Standrecht gehalten. Das Urteil bestätigte Ehz. Carl und um 3 h war schon die Exekution. Kárner machte ich einen Besuch, er fuhr mit dem Kühnel in die Leopoldstadt. Therese und ich gingen zum Schmirer um 7 h. Die Jeanette und beide Schuster sangen, Lipavsky (?) dirigierte am Pianoforte sehr brav. Das waren die Violinen doppelt besetzt, Violoncell und Violon. Mit den Knaben mögen 16 Chorsänger, worunter Pfeiffer (?) war, gewesen sein. Die Aufführung gelang. Die Gesellschaft war zahlreich, Lang, mit dem ich mich viel unterhielt, dann der Dichter Weissenbach (?), welchen ich kennen lernte, die 2 Strack. Wir unterhielten uns recht angenehm und blieben bis ½ 12 h.
Band 04 (IV.), Seite 107r
13.05.1803
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