Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2107]

2107
1803
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Trüber kalter Tag. Früh in die Theaterkasse, wo ich hörte, dass wegen einem Ausschlag, den die Saal in der Nacht erhielt, die neue Oper geschoben wurde, auf mehrere Wochen. Gestern in der Probe schon ließ ich durch Koch rügen, weil ich es schon vorher dem Treitschke und Mayer vergebens sagte, dass fas Zimmer des Malers viel zu prächtig und gar nicht passend sei. Der Baron selbst befand es in der Probe und befahl, wenigstens das Haus grösser und eleganter zu machen. Heute sagte der Koch zu Platzer in der Kanzlei, es sollte auf Befehl des Barons ein neues Zimmer gemalen werden. Mayer suchte es zu hintertreiben, doch Platzer ging selbst zum Baron und Koch begleitete ihn. Selbst die Dekoration des Platzes mit Palästen und Türmen taugt nicht daher, weil sehr bestimmt im Buch vorkommt, das Haus des Malers liegt in einem abgelegensten Teil der Stadt. Wenn was Gutes gewirkt werden soll, muss immer ein Schleichweg eingeschlagen werden. Ich bin nun begierig, was geschieht. Ziegler und Baumann waren auch bei der Geschichte; es gab viel Spaß. Therese, Moreau und ich gingen auf die Mehlgrube in die große Lizitation, ich dann in die Linzer Zeugfabrik, sah ihr neues Warenlager im Lorenzer Kloster und kaufte vom Noe schwarzen und blauen Casimir auf Beinkleider. Moreau war unser Gast. Nach Tische ging Therese zur Uhrmacherin, und später wegen Sticken zur Lienhart (?), wo sie den Abend blieb. Ich arbeitete bis 4 h, dann zu Kárner, blieb da bis 6 h, wo wir – Kárner, Kühnel und ich – ins Josephstädter Theater fuhren. Man gab die „Theatergarderobe“, Lustspiel in 2 Akten, worin Carl Mayer einen betrunkenen Garderober und Carl Schikaneder den Wirt, mein Schulkamerad Schuster aber den Hamlet spielte. Nachher ein Ballett „Das listige Stubenmädchen“ von Kampel (?), worin Mad. Schuster, ein artiges, schlankes Figürchen als 1.Tänzerin glänzte. Korntheuer, Zrust, Krickel (?), Klos (?), die Constantini und Bullinger (?) fand ich da. Ich unterhielt mich gut. Nach dem Theater gleich ins Bett. Therese kam erst um ½ 11 h von der Lienhart (?). Heute schrieben wir uns in der Marie Kohl, vermählten Petschke (?) Stammbuch.
Band 04 (IV.), Seite 107r
12.05.1803
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