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1803
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Feier des Aufgebots. Von 7 bis 11 h beim Grafen, dann zu Mayer, wo ich in Gegenwart des Massbruck und Ernst 4200 fl. zum Umschreiben übernahm und mit dem fatalen Rühl über manche Sachen Zwist hatte. Um 12 h sah ich den Rückmarsch der Bürgercorps über den Graben. Dann besuchte ich Kárner, der mir erzählte, der Hofgraveur Fischer sei von Paris gekommen und habe mitgebracht, dass der Hauschirurg Krug sich am 9. dieses in die Seine stürzte. Der Alberne war von Gewissensangst und Eifersucht mit Großmann geplagt, und gab sich dem Fürsten 2 Stunden vor seinem Tod als der größte Betrüger an, bat, ihn dem Kriminalgericht zu übergeben. Therese hatte den Moreau zu Gast. Ich fuhr mit Stessel zum Einsiedler in den Prater. Es war so voll, dass man uns beschied, erst um 3 h zum Speisen zu kommen. Wir machten uns davon, und gingen, das Panorama von Wien zu sehen, der Eintritt 1 fl. Es ist vom Augustinerturm auf einer Höhe von 40 Klaftern von dem Engländer William Pathon aufgenommen und gemalt von Janscha und Postl (?), Künstlern von Wien. Ein überraschend schöner Anblick, das Kolorit, Schatten und Licht, die Genauigkeit jedes, auch des kleinsten Gegenstandes, die schöne Landschaft um Wien, die Aussicht bis auf den Schneeberg, alles dies lässt sich nicht erzählen, man muss es selbst sehen. Eine volle Stunde unterhielten wir uns da. Wir aßen am Tisch mit Grünwald und Grübel (?). Nach Tisch begaben wir uns in die große Allee, nach 6 h nach Hause. Therese sah den 1. Akt von „Equivoco“ im Burgtheater, dann nach Haus. Wir hatten die Pichler von Eisenstadt zu Gast über Nacht ganz unvermutet bekommen. Zum Glück reiste Ignaz Kiepach heute [nach] Agram ab, so logierte sie Therese gleich in Kiepachs Zimmer. Nach 7 h gingen Stessel und ich über die Bastei in die Müller'sche Kunstgalerie, welche mit der Thermo-Lampe von Winger (?) erleuchtet war. Die Statue des Bonaparte in franzblauer Uniform mit Gold und Scharlach gestickten Aufschlägen und Kragen, die Gruppe der verklärten und in ihrem Grabe schlummenden Palatinus, das Kabinett oder Bad der Cirkassierin sind die einzigen merkwürdigen Sachen, das Arrangement des Ganzen gefällt mir wenig. Am meisten interessierte mich die Thermo-Lampe, mit deren Erfinder ich lange sprach. Er versicherte mich, dass in der Galerie 22 Lichter brennen, führte mich zum Ofen, von welchem durch Röhren die Lichte in alle Zimmer geleitet wird. Von 6 h bis 10 h abends kostet die Beleuchtung 1 fl. 30 x Holz, so beiläufig. Der Wert der daraus entstehenden Kohlensäure und Teer beläuft sich auf 3 fl. Um 9 h kam Kárner, fand Kühnel, Frau, Croll (?) und Östreicher (?). Ich blieb bis 11 h.
Band 04 (IV.), Seite 103v
18.04.1803
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