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Ein heiterer Tag. Früh zum Grafen und Kárner, dann mit Scheiger, welchen ich abholte, in die Alstergasse zum Adler speisen. Wir aßen gut; nach Tische schlichen wir nach Hernals. Es war so voll, so ein großes Gedränge, wie in einer recht vollen Redoute. Wir blieben bis 4 h, dann gingen wir ins Lerchenfeld, jausneten in der Josephstadt. Scheiger ging in die Stadt, da seine Frau ihn begegnete und ihn nach Hause weiste. Ich begab mich ins Josephstädter Theater „Turnier im Kalmückenland“, nach „Prinz Schnudi und Evakathel“. Frankstein und Frau, Kommissar Schmidt und ein Anbeter der Saal gesellten sich zu mir. Es war eine Schaustellung, die das Schlechte an Schlechtigkeit selbst übertraf. Das Publikum machte durch Lachen, Zischen, Klatschen und Parodieren des Feldherrn Schnackerl mehr Lärm als die Schauspieler. Mlle. Sternfeld (?) als Prinz Schnudi war hochschwanger. Auf den Orchesterstimmen stand „Der Kopf ohne Mann“ von Perinet, und doch war am Anschlagzettel eine ganz neue Musik vom Perk (?) Ich habe nie, weder vom Publikum noch von Schauspielern, so einen Skandal erlebt. Am Ende wurde der Direktor vorgerufen. Mayer als Prinz Schnudi erschien, wollte sich entschuldigen, aber das Lachen und Zischen wurde immer ärger; man ließ ihn nicht zu Wort kommen. Nun wurde Mayer grimmig toll und sehr vom Zorn begeistert: „Ah, wenn’s so ist, hab ich nichts mehr zu sagen“, (persiflierend) „ich empfehle mich Ihrer Gnade und (grimmig) „morgen ist die nämliche Oper !“ Jedes ausländische Publikum würde diese Sottise von einem so skandalösen Direktor schwer gerügt haben. Nach 8 h war das Prachtstück geendigt. Wir soupierten gleich im Gasthaus im Theater und plauderten bis 11 h. Therese speiste bei ihrer Mutter, ging nach Mittag nach Haus und abends mit Rosalie zu Gillenberg.
Band 04 (IV.), Seite 98r
20.03.1803
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