Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2025]

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Zweite Produktion des Karussels. Bis 10 h arbeitete ich, dann erwartete ich Kárner beim Portier. Wir erhielten auf der 2 Galerie einen ganz vortrefflichen Platz. Um 12 h erschien der Hof. Von beiden Seiten begannen die Chöre der Musik, 4 Trompeter zu Pferde, rot mit Silber gekleidet, bliesen zum Aufmarsch. Alle 24 Ritter, am linken Flügel die Polen, am rechten die Ungarn, in der Mitte die alt- und neudeutschen, marschierten en fronte gegen die Hofloge, salutierten, machten mehrere recht hübsche Schwenkungen, dann begann das Karussell in folgender Ordnung:Graf Trauttmannsdorff mit Baron Spiegel (altdeutsch)Graf Stadion mit Graf Chotek* (neudeutsch)Fürst Lubomirski mit Graf Walmoden (polnisch)Fürst Paul Esterházy mit Graf Franz Zichy* (ungarisch)Graf Schleyersberg* mit Baron Rechbach (neudeutsch)Graf Carl Clary mit Graf Starhemberg (altdeutsch)Graf Amadé mit Graf Schönborn* (ungarisch)Graf Alexandrovicz mit Graf Wojna (polnisch)Major Steininger mit Graf Moritz Clary (altdeutsch)Baron Busch* mit Graf Wilczek* (neudeutsch)Graf Callenberg* mit Monsieur Talleyrand (polnisch)Graf Franz Pálffy mit Baron Bruder* (ungarisch)Alle, die Sternchen haben, fehlten einen Kopf. Nach dem Karussell führten sie einen sehr artigen Contre-Danse auf, der mich sehr unterhielt und ohne Fehler gemacht wurde. Die Altdeutschen hatten gelblederne Beinkleider und Colletts, blaue dunkle Mäntel breit mit Silber gestickt, aufgestülpte spanische Hüte mit weißen Schwungfedern. Ihre Pferde hatten große blaue Decken mit Silber bordiert und Quasten; die Neudeutschen weiße Beinkleider und Colletts, hellrote Mäntel und Puffen mit Silber bestickt, Hüte wie die ersten, mit silbernen Reifen. Ihre Pferde hatten rote Decken mit Silber, an den Ecken die Wappen Österreichs; jeder hatte eine Schärpe, gestickt von der Farbe seiner Dame. Die Polen waren franzblau mit Silber, wie die Ulanen gekleidet, hatten Fähnlein von rot und weißem Taffet mit Spießen. Die Ungarn waren franzblau mit Gold, mit Pelzen und Tigerhäuten um die Schultern, hatten einen schwarzen Kalpak mit weißen Reihern, und rote Säbeltaschen. Auf ihren Pferden waren scharlachene Schabracken mit Gold bordiert, an jeder Ecke eine goldene Sonne. Am elegantesten waren die Neudeutschen, am prächtigsten die Ungarn, denn diese hatten alles echt, die anderen nur leonisch. Die Reitschule war artig verziert und außerordentlich voll. Die Hofloge hatte rote Tapeten und Vorhang von rotem Sammet mit Gold. Rechts und links saßen auf weißen Bänken die 24 Ritter-Damen, welche den Alt- und Neudeutschen die Schärpen, den Polen und Ungarn die Armbänder gaben; sie hatten grüne Draperien und Überwurf von rotem Sammet mit Gold. Die erste Galerie war mit roten Tapeten behangen und hatte 3 Reihen Sitze. Am Plafond der 2. Galerie hingen Girlanden. Oben und unten waren auf dem Platz, dann an den Wänden Türkenköpfe, in der Mitte der Reitschule aber Mohrenköpfe aufgesteckt, auf welche sie schossen und mit dem Wurfspieß warfen. Die 2. Galerie war mit 24 Fahnen garniert, 12 weiß und rot, 12 gelb und schwarz. Die Alt- und Neudeutschen hatten vergoldete und versilberte Lanzen, um den Kopf an der Wand zu spießen. Das Ganze gewährte einen schönen Anblick und war ein glänzendes Schauspiel. Die zweite Aufführung fiel ungleich besser aus als die erste, in welcher sich Graf Starhemberg im Fehlen auszeichnete. Das Karussell dauerte von 12 bis 2 h. Therese und ich speisten allein. Von dem Stehen durch 4 Stunden war ich sehr müde. Um 4 h holte uns Nani ab. Wir fuhren zusammen zu Quarin, der große Tafel hatte, wo auch Salieri und ein italienischer Abbate speisten. Der Abbate produzierte sich mit einem ziemlich angenehmen Zimmer-Tenor, sang einige Arien, mit Therese das Duett von Crescentini aus „Romeo und Julia“ von Zingarelli, „Cielo, etc“. Quarin beglückte uns mit einem Fasan und 2 Pfund Stracchin und entließ uns um ½ 7 h. Therese und Nina fuhren zur Hitzinger auf eine Jause, ich trollte mich nach Hause und machte die Weste und Theresens Bild für Kárner zusammen, las, dachte, war aber wegen Müdigkeit zu nichts disponiert. Den Abend war ich allein. Nach 9 h kam Therese, brachte 2 Ellen Spitzen mit, die sie sich kaufte und ihr Freude machten. Wir legten uns gleich ins Bett und ich schlief recht gut.
Band 04 (IV.), Seite 93r
19.02.1803
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