Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1946]

1946
1802
12
2
Feucht und neblig. Früh zum Grafen, zum Mayer wegen Geld, in die Theaterkanzlei, dann nach Hause. Ich schrieb heute meiner Mutter und bat sie wegen dem versäumten Glückwunsch um Verzeihung, weil wir zugleich die Kannen schicken wollten. Walther besuchte uns. Heute speisten wir zum 1. Mal wieder von der Sepherl gekocht. Therese schnitt 12 Leintücher zu. Nach Mittag machte ich einige Geschäfte. Abends ins Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“, Wilhelmine Stephanie tritt als Elsbeth auf. Therese sang im Burgtheater in „Achille“. Vorher besuchte ich Kárner und lud die Brandlischen in die Loge ein, wohin auch Kárner später kam. Die Aufführung war äußerst mittelmäßig, Korn gefiel nicht, Reil aber als Einsiedler missfiel ganz. Die Wilhelmine erhielt allgemeinen Beifall, wurde vorgerufen und sprach: „In dem Bewusstsein meiner Schwäche erkenne ich in Ihrer heutigen Gnade nur die Aufmunterung. Möchten Sie, Verehrungswürdige, in der Folge mir, der vater- und mutterlosen Waise, nur einen Teil jenes Wohlwollens schenken, dessen sich meine verstorbenen Eltern erfreuten, dann bin ich gewiss der reichste Erbe“. Meine Mutter schickte uns heute Speck und Fisolen. Heute kaufte ich Joachim Perinets Theaterkalender.
Band 04 (IV.), Seite 83r
02.12.1802
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b