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1886
1802
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Ein schöner, warmer Herbsttag. Fahrt nach Liesing. Früh zum Grafen, um 10 h in Cleynmanns Predigt, Therese mit der Etzelt waren auch da. Die Vaterlandsliebe war der Gegenstand; er rührte und erbaute mich sehr. Therese begleitete ich nachher in die Peterskirche, wohin sie mit der Etzelt ging, bei ihr auch speiste. Nach Mittag spazierten sie in den Prater, letztes Feuerwerk, gingen nach 5 h zurück, erhielten aber kein Geld mehr. Über diesen Schleichhandel lärmten viele, welche gleiches Schicksal erhalten, gar gewaltig. Auf dem Graben kam ich mit Cleynmann, dem ich meinen herzlichen Dank für seine schöne Rede sagte, Zrust und Moreau zusammen. Alle gingen wir auf die Mehlgrube speisen, wir unterhielten uns gut. Cleynmann engagierte ich zu uns, das künftige Mal mit uns nach Liesing zu fahren. Beim Wirschmid im Kaffeehaus kamen wir zusammen, um 3 h fuhren Zrust, Schmirer Carl, ein mir Fremder und ich nach Liesing, bei der Hudsthurmer Linie hinaus, Atzgersdorf, Erlaa vorbei, Oberliesing. Nach einer Stunde stiegen wir beim Theater ab. Es ist ein niedliches Theater, hat artiges Dekor, die Bühne ist etwas kleiner, wie unser Eisenstadt war. Das Auditorium mag bei 300 Menschen fassen. Die Gräfin Breuner ließ sich eine Loge machen, die Draperie ist blauer Samt, Atlas, Gold. Bald nach uns kamen Koch, Roose, Pichler, Korn, Reil, Kommissar Schmidt, dann Korntheuer, Rembold, Kölbinger, Dumbal (?), Scheiber (?) etc. mit den Damen. Die Jette Koch spielte zum ersten Mal im „Komplottt“ von Lippert die Luise, und Pichler in „Leichtsinn und gutes Herz“, welches vorher gegeben wurde, den Hauptmann. Pichler trat beim Hoftheater aus und hier zum ersten Mal auf. Die Messieurs führten mich in Theater, Loge, Garderobezimmer, alles sehr bequem. Worschak, Wachtler (?), des Zrust Stiefvater, ist Theatermeister, ein äußerst tätiger Mann und Theaterfreund, führte mich zum Sekretär Dünst (?), welcher unserem Institut einverleibt hat. Machte ihm einen kurzen Besuch und ging dann mit Pichler im Garten herum. Der Garten ist erst im Entstehen, soll eine englische Anlage werden. Um ½ 7 h wurde angefangen. Neben der Roose und vor dem Koch kam ich zu sitzen, die ließen ihrem Witz so ziemlich freien Lauf. Ich unterhielt mich gut, war bald einen Akt im Parterre, meistens aber in der Garderobe oder auf dem Theater. Mad. St. Martin spielte die Witwe (?), Rolle der Roose, richtig und erinnerte mich in Gesicht und Figur an die Leifer. Um ½ 10 h fuhren wir in die Stadt. Die Compagnie soupierte in Kramers Bierhaus, ich gleich ins Bett. Therese war noch angezogen, zeigte mir den erhaltenen Part der „Medea“ und erzählte, dass sie den Abend bei der Etzelt war.
Band 04 (IV.), Seite 75v
03.10.1802
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