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1873
1802
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Fahrt nach Laxenburg und Schönau. Vor Mittag trüb, nach Tische heiter. Kiepach, Moreau, Schmid, Therese und ich fuhren um 6 h weg. In der Apotheke stiegen wir ab, wo uns der Junge mit Kaffee, Bäckerei und Obst bediente. Er gab uns einen Führer, der uns erstens in die Ritterburg, Knappenherberge, Haus der Laune, Fischerdörfel, Einsiedelei, zum Ringelspiel, zur neuen Grotte und zum Prater führte. Am meisten überraschte uns die Burg, die von Beschreibung zu weitläufig und vergebens wäre, da man sie sehr artig in den „Spazierfahrten um Wien" findet. Im Prater ließen wir uns wiegen, Therese wiegt 65 (?), ich 130 Pfund. Beim Traiteur speisten wir gut. Vor 2 h fuhren wir nach Schönau. Auf dem Weg unterhielten wir uns mit Scharaden, lachten viel, besonders über Schmid. Um ½ 4 h trafen wir in Schönau ein. Braun hatte eben Jagd und saß mit 28 Personen an der Tafel. Ganz fremd, wussten wir keinen Bescheid. Zuerst sahen wir die Kühe, welche im Freien standen, schönes Vieh und artig rangiert. Neben des Maiers Haus ist sehr elegant und wird jetzt gemalt. Dann die Biber. Als wir zum Schlosse zurückkehrten, trafen wir mit Feiglfeld zusammen, welcher so gefällig war, uns im Garten herumzuführen. Zuerst kamen wir an das Fass des Diogenes; die Statue ist täuschend aus Wachs gemacht. Von da zum Monument Alxingers, dann zu einem hohlen Baum, der sich öffnet und einen Durchgang gewährt. Gleich kommt man zu einem Baum, der mit seinen dürren Ästen quer über dem Kanal liegt und den Übergang vermarchet (?). Ein Druck, der Baum teilt sich, macht eine bequeme Brücke, über welche man zum Berg der Liebe kommt. Der Berg ist mit Rosen und anderen Blumen bepflanzt, davor ist eine schöne Kaskade, die über das Wort „Geniesse !" fällt. Eine entferntere Brücke macht ein Schiff, auf welchem man sich selbst von einem Ufer zum anderen mittels eines an einem Rad befestigten Stricke ziehen kann. Zuletzt kamen wir zur Schaukelbrücke, welche an Stricken hängt, dann durch Felsengänge zum Tempel der Nacht. Man begann ihn zu erleuchten; in der Hoffnung, ihn bald wieder zu sehen, verließen wir ihn, bewunderten den Wasserfall, durch welchen Licht in die große Grotte fällt. Wir durchstrichen einige Partien des Gartens, sahen das nicht ganz vollendete Binderhaus, welches von außen mit allen erforderlichen Holzgattungen, von innen mit allen Binderwerkzeugen versehen; das Fischerhaus, vor welchem auf 4 hohen Stangen Flaggen aufgesteckt sind. Die Partie ist sehr schön. Vor uns ein großer Teich, welcher bis zum Tempel reicht, dann 12 bunte Schiffe, einige mit Flaggen, machten sich recht gut. Braun führte eben selbst die Gesellschaft herum. Beim Fischerhaus stieg alles in die Schiffe ein und fuhr unter Begleitung einer türkischen Musik zum Tempel. Fackeln begleiteten uns durch die labyrinthischen Felsengänge, welche sich bald auf-, bald abwärts schlängeln, zum Bad. Ein artiges Zimmer, mit einem Ruhebett, Toilette. An der Wand springen 2 Fenster auf, durch welche man in eine von hangenden, alabasternen Lampen beleuchtete Felsenhöhle sieht, in deren Grund Wasser fließt. Das ist ein zauberischer Anblick, man dünkt sich in einer Feenwelt zu sein. Von da in den Tempel. Das Rollen des Donners und das Rasseln der eisernen Pforten machen einen düsteren Eindruck. Den Tempel besser zu schildern als in den „Spaziergängen um Wien“ vermag ich nicht und so genügt mir diese Schilderung ganz. Dem Wunsche Brauns folgend zeichnete ich mich mit der übrigen Gesellschaft in das Gedenkbuch ein, das Nämliche taten wir auch in Laxenburg. Wie die Gesellschaft im Tempel war, begann eine sehr feierliche Stille und das Flötenspielwerk mit dem Quartett aus „Palmira“, Silenzio etc., dann noch ein Stück von Salieri, auf welches der sehr artige Braun Therese aufmerksam machte. Auf einmal wurden die alabasternen Lampen ausgeloschen und der Tempel ward vom Mond erleuchtet. Die Beleuchtung war bei der Stille sehr melancholisch. Majestätisch nahm sich der nächtliche Horizont mit den vielen Sternen aus. Als wir aus dem Tempel kamen, war es schon finster, mühsam fanden wir zum Schloss und unseren Wagen. Um ½ 8 h fuhren wir weg, in Traiskirchen soupierten wir, welches uns teuer zu stehen kam. Um ½ 1 h kamen wir nach Hause. Es war eine schöne Mondnacht.
Band 04 (IV.), Seite 72v ff.
20.09.1802
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