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1855
1802
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Sehr veränderlich, bald trübe, bald heiter. Therese, Goldmann, Kiepach und ich fuhren ins Augarten-Konzert. Therese sang eine Arie vom Pleyel, dann von Joseph Weigl, die Stummer spielte ein Pianoforte-Konzert von Beethoven, dann machten sie auch die Symphonie aus den „Deux journées". Im Ganzen war es ein sehr brillantes Konzert. Albert äußerte über Theresens Gesang besonderes Vergnügen. Nach dem Konzert gingen wir einigemal in der Allee auf und ab, beurlaubte mich von Therese, plauderte mit Platzer und Zauner und ging dann allein in den Prater. Ich fand im ganzen Prater niemand, nie traf ich ihn so leer. Ich irrte herum, kam zur optischen Maschine, welche jetzt Busch (?), ehemaliger Direktor der Theater in Ofen und Pest besitzt, und fand ihn mit Klein, Neveu der Barany vor der Hütte stehen. Er klagte mir, dass sein treuer Bedienter, ein Invalide, in der Nacht, vermutlich am Schlag verstorben sei. Ich sah ihn noch vor der Hütte auf einem ledernen Canapé mit offenen Augen liegen. Ich bedauerte den guten Busch, und blieb eine Stunde da. Um 1 h ging ich zum Einsiedler und fand niemand. Bald darauf füllten sich ein paar Tische, aber auch nicht mehr; ich saß fast isoliert. Um 2 h kamen ein paar Fremde, ein Kaufmann Noak (?) aus Hamburg und ein Kaufmannssohn aus Berlin, Lippmann, welcher hier die bildenden Künste studieren wird. Sie setzten sich zu mir und ich machte mit ihnen gleich Bekanntschaft, welche ihnen sehr willkommen zu sein schien. Ich versprach Lippmann, ihn mit Professor Zauner und Platzer bekannt zu machen, lud sie zu mir ein und trug mich an, ihnen mehrere Kunstmerkwürdigkeiten Wiens zu zeigen. Nach Tische gingen wir in die Galante Allee, fanden sie sehr leer, was sie wegen dem kritischen Wetter blieb. Gegen Abend begaben wir uns auf den Feuerwerksplatz und erwarteten dort die Ankommenden, es fanden sich nicht viele ein. Kurz vor dem Feuerwerk regnete es etwas, dies trieb viele Menschen fort. Auf dem Platz verloren wir Lippmann, Noak und ich blieben allein. Im Nachhause gehen trafen wir beide Manz, welche mit uns ins Burgtheater gingen, wo sie ihre Mutter abholten. „Porträt der Mutter“, Müllers letzte Rolle, Bernardi als Hofrat Wacker. Es war sehr leer. Bernardi wurde nicht vorgerufen. Nach dem Theater trennten wir uns; ich ging nach Hause und fand Therese schon im Bette. Sie war immer zu Hause, die Goldmann speiste mit ihr. Therese übergab mir Briefe von Csekonics, worin sie mich bat, ihren Carl durch Stessel zu schicken, welcher Sonnabend nach Eisenstadt fährt. Im Augarten wurde heute Therese von Preindl gebeten, am Mittwoch den 8., Maria Geburt, bei St. Peter zu singen, welches sie zusagte, da sies 2 Jahre abschlug.
Band 04 (IV.), Seite 70r
02.09.1802
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