Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1842]

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Warm. Früh zum Grafen, ins Bureau. Heute schrieb ich meiner Mutter und schickte ihr 6 weiße Kaffeeschalen. Dann schrieb ich auch Kàrner ins Bad, wegen der Sage, dass Konstantin seinen Bruder, den russischen Kaiser Alexander ermordet haben soll, und dergleichen. Eckhart besuchte uns zu Mittag, Bernardi machte seine Antrittsvisite. Therese war heute bei Nina. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Abends gingen Therese und ich ins Heugassel, einen Wagen für Fritsch anzusehen, ich dann ins Burgtheater „Fähndrich“, Bernardis erstes Debut als Oberst Horwitz. Therese nach Hause, unterhielt sich mit Arbeiten, musste sich aber wegen Zahnschmerzen früh legen. Im Theater kam ich mit Etzelt Mutter und Schwiegertochter, Treitschke, Neumann und Welker zusammen, mit welchen ich beim Lothringer soupierte. Bernardi ist ein groser Schauspieler, sagte manche Stelle herzlich, richtig, das große Feuer aber, welches dieser Charakter erfordert, wusste er sich aber nicht zu eigen zu machen. Er gefiel, wurde am Ende vorgerufen, hielt eine lange Rede, wovon ich sehr wenig behielt. Unter mehr anderem sagte er auch, er fühle, dass er den heutigen Beifall nur der Nachsicht des besten Publikums verdanken kann, dass er das heiligste Versprechen macht, nach dem Ziele zu ringen, dass er gemein mit jenen verdienstvollen Kunstverwandten, in deren Mitte er nun die Ehre hat zu sein, durch angestrengten Fleiß es dahin zu bringen, zur Ehre der deutschen Bühne etwas beigetragen zu haben. Jede Äußerung der Zufriedenheit seiner gütigen Landsleute wird der schönste Lohn seiner rastlosen Verwendung für die Kunst sein. Klingmann als Fähndrich predigte sehr. Die Leifer als Sophie spielte recht artig; solche herzliche Rollen gelingen ihr wenig; man glaubt ihr nicht, was sie sagt.
Band 04 (IV.), Seite 67v
20.08.1802
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