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1827
1802
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Früh in Pohrlitz, Markt, dem Fürsten Dietrichstein gehörig. Ein heiterer, aber kalter Morgen. Um ½ 4 h weckte uns Posbischel zur Jagd auf. Ich entschuldigte mich, dass ich den Landkutscher erwarten müsste und an derlei Unterhaltungen keinen Geschmack finde. Um 6 h fuhren sie weg. Zum Teil beurlaubte ich mich. Ich ging ins Wirtshaus und noch fand ich den Schurken Landkutscher nicht. Ich war sehr aufgebracht. Zu Hause setzte ich mich im amerikanischen Zimmer ans Fenster, welches an der Straße ist, dachte, las, rückte mir einen Tisch zu und schrieb an meinem Tagebuch. Um 8 h bat mich die Nanett zum Frühstück. Sie und ich waren allein, die Mama lag im Nebenzimmer noch im Bett. Wir unterhielten uns von Brünn, ihren Gegenden, dem gesellschaftlichen Leben und dergleichen. Bald war ich wieder auf meinem Zimmer, schrieb, las, dachte bis gegen 11 h, dann ging ich wieder ins Wirtshaus. Der Landkutscher kam eben vors Haus und wollte weiter bis Mariahilf fahren. Dies nahm ich nicht an, und er musste hier mittagmahlen. Ein Kaufmann aus Trübau, ein junger Mann, ein Franzose, schon ältlich und ein Israelite waren meine Reisegesellschaft. Über eine Stunde plauderte ich im Wirtshause mit dem Kaufmann, der mir gefällt. Im Rückwege sah ich die Saliterei an, erkundigte mich nach allem, erfuhr auch, dass das Brünner Magazin den Zentner einfach geläuterten Saliter für 30 ½ fl., den doppelt geläuterten für 33 ½ fl. abnahm, dass der Klafter kurzes, weiches, wirklich sehr mittelmäßiges Holz 7 fl. koste, und dergleichen. Später ging ich auf der Straße unseren Jagdhunden entgegen und wartete sehnlich ihrer Rückkunft, weil unsere Abreise nach Nikolsburg und dann weiter für 2 h bestimmt ist. Weit ging ich ihnen entgegen, sie kamen nicht. Vor dem Hause lagen Gerüstbäume, auf diese setzte ich mich, konnte sie nicht erwarten. Um 1 h rufte mich die Nanett, und bat mich allein zu essen, weil die anderen nicht kämen. Ich nahm es an, um ½ 2 h war ich fertig, da kamen die Krieghammer und die Kathi. Mein Abschied war kurz, nur mein Dank für so viel Güte, Aufopferung und Freundschaft blieb zurück. Ungefähr 100 Schritte außer dem Orte kamen Posbischel und Krieghammer auf dem Feldwege rechts gefahren. Ich winkte ihnen mein Lebewohl und so schied ich von den guten, gefälligen Menschen, die meinem Herzen teuer sind. Wir hatten eine angenehme Fahrt. In Nikolsburg wurde beim Rössel Heu gegeben. Ich plauderte da mit einem Wachtmeister von Kaiser Chevauxlegers, der uns von der starken Desertion bei der Infanterie und Kavallerie erzählte. Abends waren wir in Poysdorf beim Hansel. Der Kaufmann, Franzose und ich soupierten zusammen und schliefen in einem Zimmer. Ich machte mich bald ins Bett, schlief wenig, denn ich war sehr unruhig.
Band 04 (IV.), Seite 65v
05.08.1802
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