Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1825]

1825
1802
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Mein letzter Tag in Brünn. „Fähndrich" von Schröder, Lustspiel in 3 Akten, Bernhardi als Oberst Horwitz, Moreau als Fähndrich Vilar. Früh packte ich, beim Frühstück war ich munter. Brünns Teuerung an Lebensmitteln ist enorm, z. B. kostet heute ein Happel Kraut 10 x, das ist beispiellos ! Moreau und Klingstein besuchten mich, letzterer brachte mir Tabak, von seiner Schwägerin verfertigte Pantoffel. Um 11 h begleitete mich Krieghammer zum Landkutscher in die Gröna (?), dann zu Hebenstreit, um mich zu beurlauben. Mittags waren wir allein, nach Mittag ordnete ich noch Verschiedenes. Um 6 h führte mich Krieghammer durch die Josephstadt in ihren Weingarten, welcher über die Glacis beim Fröhlichen Tor vorbei durch die Schwalmgasse (?) auf die Äcker hinter dem städtischen Maierhof. Da exerzierten einige Kompanien von Wallis. Vorher führte mich Biletti in die Jesuitenkaserne und zeigte mir die Reitschule, in welcher auch die Lotterie gezogen wird. Ich nahm den Rudolph mit, ging mit selbem bei St. Jakob durch die Fröhliche Gasse über den Hauptplatz durch die Verlorene Gasse in die Untere Johannisgase ins Wolfische (?) Haus. Um 7 h, als eben das Exerzieren sich endigte, kamen wir an. Lewandofsky gesellte sich zu uns. Wir gingen über den Berg hinauf zu den Pulvertürmen. Eine unbegrenzte, schöne, herrliche Aussicht öffnete sich uns da. Vor uns die Weingärten, Oberwitz, rechts Brünn mit dem Spiel- und Petersberg, links die Kartause, uns im Rücken der Rote Berg und die angenehme Wiese, welche wir gestern von der Steinmühle aus sahen, die von schönen Ortschaften umgeben sind, welche das Ganze zu einem romantischen Tal schaffen. Lange weidete mich der Anblick. In blauer Ferne sah ich die hohen Nikolsburger Berge, und meine ganze Seele füllte sich mit dem Gedanken, schon in den Armen meines guten Weibes zu sein. Krieghammer führte mich in die Neugasse zum Hahnl, ein Wirtshaus mit einem auf Wiener Art eingerichteten Gärtchen. Wir aßen gebackenes Hähnel mit Salat, wurden reinlich und geschwind bedient. Lewandofsky ging mit uns nach Hause, trank mit uns noch Slivovitza und um 11 h beurlaubte ich mich.
Band 04 (IV.), Seite 64v
03.08.1802
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