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1824
1802
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In Brünn. Veränderlich. Früh kam der Landkutscher Andredl, welchem ich zum Abreisen am Mittwoch 2 fl. Darangeld gab. Den Vormittag schrieb ich. Moreau kam, mit dem Tinderl (?) sprach ich wenig, obwohl ihn die Krieghammer trotz der Beleidigung, dass er sie Sonnabends im Weingarten abzuholen versprach und nicht kam, wieder ihre Huld schenkte. Ich sehne mich so nach Wien, so sehr ich, da ich schon lange keinen Brief erhielt, unruhig und missmutig bin. Vor Mittag ging ich noch ins Kaffeehaus, spielte mit Bernardi 3 Partien, las Zeitungen, dann zum Speisen. Posbischel, Wegkommissär aus Pohrlitz, speiste da. Nach Tisch kamen Lewandofsky und Matzinger. Ich war ernst und düster, sprach wenig, dachte viel. Um 5 h machte mir Krieghammer die Surprise, mich in Schwarzwalde (?) zu führen. Ich war so überrascht, so wohl es mir tat, dass sie sich meinetwegen so große Ungelegenheit machten; wirklich angstvoll bestieg ich den Wagen. Wir fuhren durch Altbrünn, Straßen, Gassen hinaus, am Roten Berge vorbei nach der Steinmühl. Außer der Mühle ist eine schöne Wiese. Vor uns sieht man Ortschaften, neben uns zur Rechten einen nackten Felsen, links den Wald. Im Rückwege sahen wir rechts am Fuße des Berges den Bau einer Walch an, welche den Fabrikanten Brobeit (?) und Bayer gehört. Die Lage ist romantisch schön und gefiel mir außerordentlich. Vis-à-vis der Walch zeigt sich die Fassade des Barmherzigen-Klosters und ein Teil von Altbrünn, vor selber der Fluss Zettova (?), dessen Wasser rotbraun und wie Wein (?) ist, eine fruchtbare Wiese mit Klee, Kraut und Kukuruz, Erdäpfeln und dergleichen bebaut. Links sind Weingärten mit der Aussicht auf Pulvertürme, rechts der Wald und in einiger Entfernung die Junkerische Junkerei (?), ein Garten mit einem Sommerhäuschen. Hinter der Walch, welche ich mit dem Namen „Das Häuschen im Walde“ taufe, gingen wir im Walde, der sehr angenehme Schleichwege hat, in welche die Natur so viel Schönes pflanzte. Kathi pflückte blau mit gelb vermengte Waldblumen, deren Farbenmischung keine Kunst erreicht. Auf einen Acker kamen wir heraus, gingen quer über die Wiese, welche ich oben erwähnte auf einem schmalen Steg über die so unsichere Zettova zu unserem Wagen. Ungemein gefiel mir diese romantische Partie, und wäre ich nicht so düster gewesen, weit reizender und herrlicher würde ich sie gefunden haben. Um ½ 8 h kamen wir in Krieghammers Haus an. Wir plauderten von der Ökonomie, von seinem künftigen Bau, ich sah noch einmal in alle Gegenden, die mein Auge sehen konnte, sah den Tag schwinden, beurlaubte mich von ihnen, denn ich werde selbe wohl schwerlich wiedersehen. Unwillkürlich regte sich’s in meiner Brust, ich fühlte den Schmerz der Trennung von den guten, herzlichen Menschen, von denen mich Bestimmung oder Zufall, gleichviel, so weit trennt. Unvermerkt ging es an 9 h. Wir brachen auf. Ich ging an Krieghammers Arm, zu den Damen gesellte sich Matzinger. Zu Hause hatten wir kleine Sitzung in 5 Personnagen, hatten kalte Küche, die uns vortrefflich schmeckte. Ich ward etwas heiter, wir schwätzten bis 11 h.
Band 04 (IV.), Seite 64r
02.08.1802
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