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In der Früh schrieb und las ich, war meistens allein. Nach Mittag um ½ 5 h führte mich die Kathi auf den Gottesacker. Wir lasen alle Grabinschriften und stiegen in den Disteln mit nicht geringer Mühe herum. Beim Eingange links liegt der Gärtner Wiesinger, welcher den hiesigen Augarten anlegte, dessen Grabschrift allein ich kopierte: „Uns gab er seiner festen Tugend Lehren, dem Baum, der Blume das Gedeihn. Als Vater und als Künstler ihn zu ehren, setzt Kindes Dankbarkeit ihm diesen Stein“. Der Horizont umzog sich mit schwarzen Wolken, der Ort, in dem wir das werden, was wir waren, machte mich sehr düster, und erweckte in mir die bittere Rückerinnerung an alle meine verlorenen Lieben. O mein teurer Vater, geliebte Schwester, wohl euch, ihr ruht, habt ausgelitten ! Wir gingen durch den Augarten in Krieghammers Weingarten. Man sah uns schon die große Allee heraufwandeln; im Weingarten fanden wir Matzinger mit Fritz und Rudolph. Krieghammer wählte auf der Anhöhe einen schönen Platz unter Obstbäumen, von welchem man das Dikasterialgebäude und einen Teil von Brünn sieht, ließ ein viereckiges Loch ausgraben, einen Tisch hineinsetzen, um welchen wir uns setzten. So gut ward es uns nicht lange. Vom Regen wurden wir vertrieben, flüchteten uns hinab in die Ziegelhütten, machten aus Schragen und Laden Tisch, aus Ziegeln Sitze und postierten uns so herum. Ein Kalbsbraten, Wuchtel und gutes Bier war ein reichlicher Ersatz für unsere Flucht. Lewandofsky kam dazu. Wir blieben bis 9 h, schlichen langsam durch die Zeil in die Stadt und legten uns wegen der morgigen Reise um 10 h ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 63r
31.07.1802
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