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1820
1802
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In Brünn, warm. Heute „Selbstbeherrschung“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland, Frankstein Als Konstant. Um 8 h kam Oberleutnant Biletti, mich nach Obrowitz abzuholen. Wir gingen durch die Zeil, besuchten erstlich das Militärspital, welches vordem eine Prälatur war, dann die prächtige Kirche. Der Plafond ist von dem berühmten Malberge sehr kunstvoll und in einem solidem großen Stil gemalen. Er ist grau und hat zwei bunte große Tableaux. Auf jenem in des Hochaltars Nähe ist ein Engel gemalen, auf dessen Rükken ein rotes Kissen, auf dem Kronen liegen. Wenn man vom Chor hinaufsieht, so ruht das Kissen auf des Engels Rücken, sieht man aber vom Altar auf den Chor, so liegt der Engel auf dem Kissen. Das Ganze ist in edler Einfachkeit gemacht und hat mich zur Bewunderung hingerissen. Auf den Seiten sind Säulen in Gipsmarmor, die Kapitelle, Gesimse und Losengen prächtig vergoldet und seit 20 Jahren – 1782 – sehr gut konserviert. Das Hochaltarblatt ist ebenfalls von Malbege, wozu Krieghammer die Architektur malt, Mariä Himmelfahrt. Rechts ist eine Kapelle mit einem Marienbilde, die Kuppel ist ebenfalls sehr schön gemalen. In Oberwitz ist eine Musselinfabrik, dem Oberst Kerner (?) gehörig. Zurück gingen wir durch die Josephstadt, besuchten erstlich den Mittrowskyschen Garrten, welchen man den botanischen nennen könnte. Er ist im englischen Geschmack angelegt, hat einen Holzstoß, der 2 artige Kabinettchen, wovon eines weiß ist, mit einem Trumeau und Girlanden, das andere mit Moos ausgelegt und mit Tannenzapfen eingefasst ist; eine kleine Grotte mit einer über selbe gespannten Brücke. Von da in den ehemalig Baron Schweflischen (?) Garten, welchen jetzt die reformierte Gemeinde für ihren Prediger und Schule kaufte, zu welchem Endzwecke die ehemaligen Glashäuser zugerichtet wurden. Es hat ein Parterre mit Blumen, Lauben, Gänge, in welchem eben die Jugend ihren Unterricht erhielt, ein Gartengebäude, hinter diesem einen englischen Garten, worin ein kleines Lusthäuschen ist. Vor dem Garten auf der Glacis arbeiteten 40 Häftlinge vom Spielberge am Planieren. Beim Neuen Tore ging ich hinein auf den Krautmarkt, zum Theater-Kaffeehaus, las da Zeitungen, unter anderem auch, dass vermög Hofbescheid Bartholomäus Zitterbarth von nun an mit eben den Rechten Eigentümer des Theaters an der Wien sei, wie Emanuel Schikaneder. Um ½ 1 h ging ich zum Speise. Da erhielt ich einmal einen Brief von Therese, der mich freute und beruhigte. Sie schrieb mit unter anderem, dass seit 10 Tagen vis-à-vis des Graf Braunischen (?) Hauses ein Gespenst sein Unwesen treibe, schreie wie ein Tier, dass die Wache niemanden in die Nähe lasse, dann, dass seit Sonnabend bei Eder auf dem Graben ihr Porträt ausgestellt sei. Nach Tisch antwortete ich gleich, schrieb in mein Tagebuch und war allein bis 5 h. Bei Krieghammer war indessen die Hebenstreit und die 2 Grafischen (?) Fräulein. Nach 5 h gingen wir in des Krieghammer Haus, wo das Birnenpflücken war, dann an dem Flusse Schwarzawa nach dem eine Viertelstunde entlegenen Dorfe Husowitz. In selbem ist ein Häuschen der Fürstin Salm, einer jungen, artigen Dame. Von außen ist selbes holländisch bemalt, auf der inneren Tür zu ihrem Stöckchen die Aufschrift: „Auch der Einsame liebt es, den teuren Gast zu bewirten; auch das verschlossene Herz öffnet dem Freund sich gern“. Links sind ein paar angenehme gemalene Zimmer, an welche das Glashaus stösst. Im ersten liegt ein Stammbuch, auf dessen Deckel die Inschrift: „Öffnet und schreibt, es wird geachtet !“ Die Kathi und ich zeichneten uns hinein, ich den Gedanken: „Könnt ich des Himmels Herr nur auf Minuten werden, Dich macht ich alsbald zur Glücklichsten auf Erden, mich aber Deiner Güte wert“. Lewandofsky war schon drin. Auf dem Glashaus gefiel mir folgender Gedanke: „Oft vernichtet der Sturm das zarte Leben der Blumen; von der Kälte geschützt, blüht hier ein ewiger Lenz. Liebe, Hoffnung und Glück sind Blumen im Garten des Lebens, denen ein reines Herz freundliche Dauer verleihet.“ Der Garten und in einer Ecke desselben eine Eremitage sind erst im Werden. Die Anlage ist angenehm im englischen Geschmack, die Aussicht ins Dorf, ins nahe Gebirg und nach Brünn. Im Stöckl ist ein Gesellschaftszimmer und Schlafkabinett, niedlich gemalen, letzteres blau spaliert. Von einem Seitenfenster des Zimmers sieht man Brünn im schönsten Prospekte. Um 8 h kamen wir auf Krieghammers Landgut zurück, da fanden wir noch Biletti. Ein vortrefflicher Schinken, Wuchtel und gutes Bier erquickte uns von unserer Pilgerreise. Wir saßen an einer Wand aufgereihter Ziegel in buntem Zirkel herum, waren munter, sprachen von fetten Weibern, mitunter auch von meiner lieben Therese. Um 10 h kamen wir nach Hause und gleich ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 62r
29.07.1802
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