Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1816]

1816
1802
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In Brünn. Sehr veränderlich, auch etwas windig. Um ½ 11 h ging ich allein ins evangelische Bethaus, der Gottesdienst war eben geendet. Es ist einfach, ziemlich geräumig und nett gebaut, hat mitten der Länge nach die Kanzel, welche in grauem Marmor wie der Chor gemacht ist. Ich sah darin einen großen Glaskasten mit verschiedenen Maschinen und Instrumenten, ein Pianoforte, und hinter einer spanischen Wand eine Drechselbank. In einem Nebenzimmer, dessen Fenster in die Kirche gehen, sah ich einen Bücher- und Stuffen (?)-Kasten, und mehrere junge Leute an Tischen studieren. Von da in die Jakobskirche nahe am Dikasterialgebäude, und über den großen Platz durch die Sattlergasse. Da fand ich in der Apotheke zum Krebsen den ehemaligen Provisor der Eisenkohl, Gottlieb. Ich plauderte eine Weile, dann nach Hause und mit der Krieghammer in die Galanteriemesse zu den Minoriten um 12 h. Nachher schlichen wir eine halbe Stunde auf dem Platz und Krautmarkt herum. Da begegnete uns ein gewisser Scherer, Adjutant von General Ulm (?), welcher umkehren musste. Mittags speisten Matzinger und Lewandofsky da. Um doch mich etwas zu zerstreuen wurde von Joseph und den unseligen Folgen des französischen Krieges gesprochen. Nach Mittag 5 h fuhren wir in die Kartause, in den Augarten, wo etwas schöne Welt versammelt war, und man uns erzählte, heute habe der Rittmeister Fier (?) sein Ehrenzeichen abgelegt und sei mit der Rothe (?) Babette zum ersten Mal verkündet worden. Dann ins Theater „Teufelsmühle“. Ich war so missmutig, so traurig, dass ich an nichts Anteil nehmen konnte, obwohl die Aufführung nicht schlecht war. Im Nachhause gehen hörten wir eine Serenade zu Ehren der Nanetten. Ich aß nichts, sprach wenig und eilte ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 61r
25.07.1802
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