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1810
1802
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In Brünn. Ein wahrer Apriltag. Um 8 h wurde ich erst wach. Um 9 h kamen Moreau und Auffenberg, welche mir das fürstlich Salm'sche Haustheater zeigten, in welchem Saale vorher der Maurer Versammlungen gehalten wurden, wovon in den Seitentüren Totengerippe, zusammengerollte Bilder, worauf Totenköpfe mit dem Motto „Gedenke des Todes" gemalt sind; Zweige von Blech, grün lackiert, Leuchter von 3 Schuhen und 1 Schuh, vergoldet, in Form einer Säule, und dergleichen. Auf dem Portal ist die Devise „Nachsicht und Güte“, auf der Kurtine „Nachsicht gibt Mut“. Von da gingen wir ins National-Theater, sahen, die Bühne, die Ankleidungszimmer, die Garderobe an; der Redoute Speisesaal und Nebenzimmer, in welchen die Ressourcen (?) der Noblesse gehalten werden. Beim Neuen Tor ging ich allein hinaus, durch die Zeil zum Haus des Krieghammer, wo ich beide fand. Wir plauderten von Ökonomie, Zurichtung seines Hauses, blieben bis 12 h, dann in die Stadt zum Speisen. Theresens Brief vom 16. empfing ich mittags; er freute mich so sehr, dass ich mir das Vergnügen nicht aufschieben konnte, ihn gleich zu beantworten. Nach Mittag schrieb und Lasich. Um 4 h gingen wir auf den Spielberg, besuchten den Leutnant Lewandofsky, welcher heute die Wache hat und uns mit Kaffee bewirtete. Wir sahen die ganze Festung von außen, die Kasematten, den Trakt, welcher die Staatsgefangenen einschließt, die Kaserne, das Weibergefängnis, den Brunnen, welcher 68 Klafter tief ist und mit einem Rade von 4 Sträflingen geschöpft wird. Die Aussicht ist sehr groß und angenehm. Um 8 h kamen wir zurück und besuchten das Sommer-Theater. Es war weit unter meiner Erwartung, ennuyierte mich sehr. Man gab den „Tod des Tippu Sahib“, in 3 Akten. Um ½ 10 h kamen wir nach Hause und ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 58v
19.07.1802
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