Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1781]

1781
1802
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte". Weinmüller spielte nach seiner Krankheit zum 1. Mal den Sarastro und wurde mit Klatschen empfangen. Im Burgtheater „Kobold“, „Die Spanier auf der Insel Christina“. Vormittags meistens beim Grafen, Therese in der Kirche und zu Hause. Simon Eberl besuchte uns mit seiner Frau, welchen wir in die „Zauberflöte“ luden. Mit uns speiste Willmann und die Chatrin, welche der Therese eine Haube von Krepp und Brüssler Spitze brachte. Nach Mittag ließ ich’s mir gütlich geschehen, legte mich auf’s Canapé und blieb bis ½ 7 h, als Eberl mit Frau und Schwägerin, der Bereiter Steurer (?) von Albert kamen, welche wir mit Kaffee bewirteten, dann in die Loge führten. Sie haben sich ungemein gut unterhalten. Therese machte ich einen Besuch und dankte für den schönen Gesang. Kiepach, Muchsel und ich waren in der Session. Schmid und Compagnie sangen vis-à-vis am Haus des Eichenfeld zum Aloisfest Canon. Muchsel wollte eben diesem auf Eichenfelds Bitten eine Quartettserenade machen; seine Compagnie kam aber so spät, dass Schmid mit seinen Canons eher endete, ehe die anderen zusammen waren. Dies Zuvorkommen traf Eichenfeld und Compagnie so sehr, dass sie ganz laut über die Canonsänger schimpften. Der geschmeidige (?), komplimentenvolle Eichenfeld lästerte zum Schmid – ohne ihn zu kennen – in Kiepachs und meinem Beisein so jämmerlich über die schlecht und elend gesungenen Canons. Dies frappierte mich so sehr, dass ich in ein wütendes Lachen ausbrach und mich mit Kiepach entfernen musste. Nach dem 1. Stück des Quartetts machte ich mich ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 53v
20.06.1802
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