Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1776]

1776
1802
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Nachts 1 h war ein fürchterlicher Feuerlärm; bei St. Stephan wurde ohne Aussetzen angeschlagen. Ich weckte Kiepach, wir eilten an die Donau. Unter der Rasumofsky-Brücke sahen wir 3 von der größten Gattung der mit Früchten beladenen Schiffe brennen. Die Schiffe sollen dem Fellner, die Schiffe dem Zöhrer von Preßburg angehört haben. Beim Mondschein, der sich manchmal in Wolken hüllte, war dies ein prächtig gräuliches Schauspiel. Ein Schiff ließ sich selbst los und schwamm bis auf die Gänsweide, wo es auf der Praterseite auf einem Sandhaufen stehen blieb und fortbrannte. Es ist kaum zu glauben, dass trotz der vielen guten Anstalten doch die Böden der Schiffe ausbrannten. Wir blieben bis ½ 4 h, es war ein prächtiger Morgen. Umlauf, Eichenfeld, Neumann, welche wir ganz einsam stehend auf der Gänsweide dem brennenden Schiffe gegenüber fanden, gesellte sich zu uns und wir gingen auf der Praterseite nach Hause. Ich legte mich und schlief bis 9 h. Mit uns speiste die Agnes. Therese hatte Probe von „Adelaide“ wegen Mlle. Schmalz (?), besuchte aber vorher die Chatrin und lud sie abends in die Loge zum „Opferfest“. Nach Mittag war Therese mit der Scheiger und Agnes bei der Maurer auf Kaffee. Dorten wohnt die Babett Eberl, eine Jugendfreundin von mir, die ich in Eisenstadt kennen lernte; mit derselben machte sie Bekanntschaft. Massburg begleitete mich ins Kärntnertor-Theater. Wir begegneten Caché (?), engagiert an der Wien; ich umarmte meine Jugendbekanntschaft, nahm ihn mit in die Loge, wo wir zusammen anhaltend schwätzten. Vom armen Axmann (?), der kreuzlahm in Baden, erzählte er mir viel Trauriges. Ich gab ihm für selben 5 fl.. Die Chatrin kam mit 3 Frauenzimmern, die ich alle samt Caché mit Gefrorenem bediente, Therese, Nina und Rosalie schickte ich welches durch. Ich war sehr galant und dies freute mein liebes Weib. Die Chatrin führten Kiepach und ich nach Hause, dann taten wir ein Gleiches.
Band 04 (IV.), Seite 52v
15.06.1802
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