Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1765]

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Früh zum Quarin, in Bureau, dann mit Wokurka und Dauer (?) Fahrt auf die Türkenschanze. Ich fuhr gerade um 10 h – die nämliche Stunde, in welcher gestern das Unglück geschah – vor Mittag mit Tauner (?) und Wokurka hinaus, um den Gräuel der Verwüstung zu sehen. Die Wachen kampieren unter freiem Himmel, sind doppelt aufgestellt und lassen auf 200 Schritt im Umkreis niemand in die Nähe. Noch graben die Soldaten die Gewehre aus, die verschüttet sind. In der ganzen Gegend liegen Teile des Körpers vom Magazineur. Ich selbst sah einen Teil seiner Gedärme, seinen Hodensack, und gestreute Steine, Ziegel und ganze Bäume vom Dachstuhl. Das Dach des großen Magazins wurde auch beschädigt. Weib und Kinder des Magazineurs waren zum Glück im nahen Gärtchen, die räumten, was sie retten konnten und jammern, nun verwaist. Die Offiziers, deren ich mehrere sah, haben ein artiges Zelt aufgeschlagen. Ein Stück der Magazineurswohnung und des Wachzimmers, worin die Ärmsten gerade bei ihrem kurzem Mahle saßen und alle getötet wurden, steht noch, aber auch verwüstet. Im Rückwege – die Aussicht über Wien und das Gebirge ist göttlich schön und mannigfaltig – pflückten Wokurka und ich Kornblumen, welche ich Therese brachte, welche ihr Freude schufen. Willmann Charles speiste mit uns. Nach Mittag arbeitete ich. Therese sang bei Salieri, Neumann besuchte uns. Dann sagte Therese, dass Joseph Weigl in Wien bleibe und die Direktion der italienischen und deutschen Oper erhalte. Sie machte Toilette zum „Opferfest“, in welches ich mit Werlen und Kiepach ging. Im Kärntnertor-Theater tanzte die DeCaro. Von 5 bis 7 h konzipierte ich für Wokurka. Den Hofmeister Störr führte ich in das „Opferfest“, welches den alten Mann ganz entzückte. Therese sang heute mit vorzüglicher Stärke und Reinheit. Nach dem Theater ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 51v
04.06.1802
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