Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1744]

1744
1802
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In Preßburg. Ich bin heute nicht wohl. Früh zum Grafen dann war ich in dem Kaffeehaus, in der Sonne, beim Ormoszdy (?), wo ich blieb, speiste und den zweiten neben dem Schurken Hauter zu sitzen kam. Nach Tische kaufte ich für Therese, das liebe, vortreffliche Weib einen niedlichen Fächer, und für Kárners Mägde zwei schwarze, mit Gold beschlagene Kreuze. In dem neuen Kaffeehaus an der Donau spielte ich einige Partien Billard. Kárner speiste mit dem alten Menschenkenner bei den Beridaischen (?). Nach Mittag arbeitete ich, las; ich bin schlecht unterhalten. Kárner ist beschäftigt, und vor der illimitaten Dummheit, Großtuerei, Stolz des in jeder moralischen Hinsicht so unendlichen, kleinen, winzigen Kerner ekelt [mich] ganz gewaltig. Ich will die sonntägige Redoute abwarten, dann aber gleich nach Wien eilen. Abends ging ich an die Donau, Ferdinand Regiment exerzierte in der Aue. Dann ins Theater, Clement gab eine Akademie, spielte ein Violin- und Pianoforte-Konzert, Blum und Holleschek sangen. Die Konzerte sind ersteres von Mastrino (?), letzteres von Mozart. Blum sang des Saal Arie aus dem „Opferfest“; am Klavier war niemand, er musste selbst taktieren. Nie sah ich etwas elenderes als das hiesige Orchester. Clement spielte sehr schön, besonders zeichnete er sich beim Phantasieren aus. Nach dem Theater ging ich zur Sonne in den 1. Stock, sah den Pharao-Spielern zu. Um 11 h nach Hause. Am Tor kam ich mit Kárner zusammen, wir waren allein. Ich lag im Bette, er wachte vor meiner, wir plauderten eine volle Stunde. Das Resultat war; er geht nach dem Landtag zum Fürsten als Kanzleidirektor, Szentgály Johann wird Regent, der Fürst macht ihm ein Geschenk mit dem Sängerischen (?) Haus in Eisenstadt. Der Fürst reist und Kárner führt die alleinige Direktion der Geschäfte. Diese Stunde ist mir einiger Ersatz für die in Preßburg gelebten missmutigen Täge.
Band 04 (IV.), Seite 0r
14.05.1802
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