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1742
1802
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In Preßburg. Einzug des Königs und der Königin. Um 6 h kam der Friseur, dann frühstückten wir. Dann schrieb ich Therese durch Falk, welcher nachts 12 h nach Wien reist. Mein Tagebuch trug ich nach. Therese schickte ich die Ordnung des Einzugs, Taxordnung der Fiaker etc. Um 10 h ging Kárner ins Rathaus, ich mit Kerner in der Stadt herum; begegnete Ringer, Springer und mehrere Bekannte. Ich blieb mit Tarnóczy vor dem Michaelertor, wo Albert Kavallerie – Colloredo ist Oberst – und Ferdinand Infanterie en parade stand. Um 1 h begann der Zug. Vor der Stadt in der Fürstenallee, vis-à-vis des Primatial-Gartengebäus waren 2 alte, aber schöne türkische Zelte aufgeschlagen, wo die Magnaten den Hof von Schlosshof erwarteten und empfingen. Graf Kollonitsch, Bischof von Kalocsa, hielt eine Anrede. Dann begann der Einzug. Voraus ein Detachement Kavallerie, mehrere 6-, 4- und 2-spännige Galawägen des Bischofs und der Magnaten, einige Magnaten zu Pferde. Der Palatin ritt vor den Magnaten. Der Kaiser in ungarischer Generalsuniform, den Kalpak auf dem Kopf, die Kaiserin auch ungarisch, fuhren in einem offenen Landauer, begleitet von den Edelknaben und den Commissairs, worunter auch Graf Carl war, und 50 Gardisten, welche der Fürst anführte. Neben dem Kaiser ritt Graf Kollonitsch, Bischof von Kalocsa, im Ornat und trug das große silberne Kreuz vor. Das Militär, der wirklich glänzende Einzug, und das Ganze (?), welches man hier auf diesem weitschichtigen Platz im Zusammenhang gleichsam übersehen konnte, machte einen angenehmen, erhabenen Eindruck. Beim Lorenzer (?) Tor empfing ihn der Magistrat, an dessen Spitze Kárner als Stadtrichter eine sehr bündige Rede hielt und dem König auf einem rotsamtenen, mit Gold bordierten Kissen die vergoldeten Schlüssel der Stadt reichte, dann ihn durch die Lange Gasse, Hauptplatz, Rathausgassel in den Primatialpalast begleitete. Die verschiedenen Bürgercorps paradierten in der Stadt. Alle Glocken wurden geläutet, auf dem Schloss Kanonen abgefeuert und Ferdinand gab 3 Salven. Travaglia machte zur Schande der Kunst 2 Ehrenpforten, eine auf dem Platz vor dem Rathausgassel, die andere vor der Synagoge, welche abends so wie die ganze Stadt beleuchtet waren. Mittags speisten Falk, sein Vater und der blitzdumme, schwadronierende Hippeldey Kerner bei Kárner. Bei jeder Gelegenheit, wo ich das durchdringende Genie Kárner mit dem Dummrian Kerner sehe, drängt sich die Idee unwillkürlich auf, wieso ist es möglich, dass Karner diesen Automat von Menschen nur um sich dulden kann. Nach Mittag kam Barany, um 6 h ging ich in die Au, spielte eine Art Glückshafen, gewann einen messingenen Leuchter, einen Fächer, ein Taschenmesser, welche ich den Dienstmägden Klarl und Sandl schenkte und sie darum Papierl ziehen ließ. Abends ins Theater „Der Diener zweier Herrn“, Lustspiel in 3 Akten von Schletter; wurde äußerst schlecht gespielt. Der Hof war im Theater, wurde mit Trompeten und Pauken und dreimal Klatschen empfangen. Nach dem Theater schlich ich herum, mit Tornay (?) die Illumination zu sehen, soupierte im Pálffy-Saal, wo Ball war, und kam um 12 h nach Hause. Ich war nicht froh, nicht gut unterhalten und sehne mich sehr nach Wien. Falk reiste um 12 h nach Wien.Auszug aus Theresens Briefen: Montag, den 10: Therese ging früh in die Theaterkasse und brachte dem Grafen die gesperrten Sitze ins Kärntnertor-Theater zur DeCaro. Mit Rottruff ging sie in die Kirche. Sie lud die Schreibers, Schmirer, Benkó zum nachmittägigen Konzerte ein. Mit Therese speisten Moreau, Willmann und Schmid. Die ältere Gulyás spielte ein Konzert von Mozart auf dem Pianoforte, mit ganzem Orchester war es begleitet. Unter der Gesellschaft waren Vanhal, die beiden Moreau, Clement (?), Csekonics mit Pepi, Werlen, Klob, Gulyás mit zwei Mädeln, Kunz (?), Klingosch (?), Schreibers mit Frau, Scheiger, Benkó mit Familie, die berühmte Violinspielerin Pepi Willmann (?), Frau v. Eybler. Nachher wurde Kaffee getrunken, Schinken, Salami, Käse, Guglhupf gegessen, Wein und Bier getrunken. Nach 6 h verlor sich der größere Teil der Gesellschaft, einige blieben bis ¾ auf 8 h. Therese ging ins Kärntnertor-Theater die DeCaro zu sehen und nahm der Gulyás ältere Tochter mit. Nach italienischer Art wurde sie mit großem Lärm empfangen. Sie tanzt schön, doch erreicht sie mit dem oberen Teil des Leibes die Casentini nicht. Mit den Füßen hat sie eine außerordentliche Geschwindigkeit. Die beiden Schwestern, wovon eine hübsch ist, gefielen. Salieri begleitete sie nach Hause, sie trafen sich im Bürgerspital. Agnes schlief bei Therese auf dem großen Canapé, welches auf den Platz meines Bettes gestellt wurde.
Band 04 (IV.), Seite 0r
12.05.1802
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