Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1632]

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Im Kärntnertor-Theater „Menschenhass und Reue"; Gabriele Lang, „älteste Tochter des Schauspielers Herrn Lange wird die Ehre haben, in der Rolle der Eulalia ihren ersten Versuch zu machen“. Kotiges Wetter. Früh zum Grafen, dann wegen Wein zum Vandera im Langen Haus, 3. Stock. Mittags waren wir allein, nach Mittag schrieb ich an meiner Rechnung. Abends ins Kärntnertor-Theater, Gabriele gefiel wenig. Sie blieb dem Charakter nicht treu und vergaß sich oft. Sie verfiel in den Ton einer Soubrette und nur Schonung für den Vater vermochte am Schluss das Hervorrufen. Ihr Vater führte sie an seiner Rechten heraus, sie blieb in der Mitte des Theater, er trat vor und sagte: „Verehrungswürdige ! Ich danke im Namen meiner Tochter für Ihre Nachsicht und Huld. Wenn sie“ – hier stockte er – „engagiert wird, so hat sie hier so manche vollendete Künstler, nach denen sie sich bilden kann. Nochmals danke ich für Ihre Nachsicht“. Lang führte sie in die Szene, kehrte um und kündigte – nachdem es ihm Jakob laut und oft in die Ohren rufte – für morgen den „Seltenen Ehemann“ an. Alles erwartete von Lang eine bessere Rede. Ich soupierte mit Frankstein – welcher den Peter spielte –, Lissl, Kestler (?) und Hornung. Niemand war mit der Gabriele zufrieden. Therese arbeitete und war mit Jeanette allein.
Band 04 (IV.), Seite 36r
22.01.1802
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