Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1602]

1602
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Sterbetag unserer guten Freundin Magdalena Galvani, geborenen Willmann, im 28. Jahre. Früh erholte sich die Galvani wieder. Um 9 h ging ich zum Grafen und um 10 h mit Therese zur Gräfin Traun gratulieren. Ich führte sie in die Probe von der „Liebe unter den Handwerksleuten“, ging dann ins Bureau und nach Hause. Madlen Eisenkohl kam und sagte, dass ihre Mutter heute wegen vielen Geschäften Therese nicht empfangen könnte. Ich zeigte ihr das schöne Schreibzeug, Kalender, Siegel, Papier etc., dann ging sie. Nach ihr kam Strack, dem gab ich ein Billett in die „Jahreszeiten“, weil Schindlöcker auch heute 2 schickte. Um 1 h kam Therese aus der Probe und wir speisten allein. Nach Tische schickten wir die Sepherl zur Galvani; sie kam mit der Nachricht ihres Todes zurück. Um 12 h verschied sie. Therese verlor eine gute Freundin, ihre Bekannten eine sehr angenehme Gesellschafterin, die Kunst eine ihrer ersten Lieblinge, das Theater ihre größte Künstlerin. Als Marianne im „Soliman“ ist sie unerreichbar. Ihr Verlust ist mir sehr empfindlich. Ich strengte alles an, um Therese zu trösten und sie meinen tiefen Schmerz nicht merken zu lassen. Sie starb an Nervenfieber im 28. Jahre. Therese, das gute Geschöpf, dachte wohl nicht, dass am 25. November der letzte Abend war, den sie in ihrer Gesellschaft zubrachte, und dass sie die Verklärte damals zum letzten Male sah. Die beiden Waisen, Lotte ungefähr 5 Jahre und Carl, kaum so viel Monate, dauern mich sehr. Ich suchte Therese so viel möglich aufzuheitern und schickte sie gleich nach dem Essen zu Leybold. Ich arbeitete, ging zum Grafen und brachte ihm die französischen Kalender. Die Schmirer kam und engagierte uns auf morgen Abend zur Etzelt. Werlen nahm Abschied; er reist morgen nach Eisenstadt. Ich gab ihm einige für sie zur Aufführung angemessene Komödien mit. Abends bis 8 h war Leybold, seine Frau, seine Friederike und der Scholar Steinkopf bei uns. Wir sprachen von der Kunst und unterhielten uns mit Ovids „Verwandlungen“. Klimbke kam auf einen Augenblick; mit diesem urteilte ich über Theresens Bild, welches Steinkopf bei sich hatte, und gaben uns um ½ 9 h das Rendezvous zur Rosen, wohin auch Walther kam und wir bis 10 h blieben. Mich trifft des Schicksals Härte Schlag auf Schlag. Ich kann nicht ruhig sein, ich habe kaum Zeit mich zu fassen, so erschüttert mich ein neuer Schlag. Ich fühle keine Lebensfreuden und kann an nichts mehr warmen Anteil nehmen. Die gute Willmann hat ausgelitten. Wehe denen, die die unnatürliche Schuld an ihren Leiden, ihrem frühen Tod haben. Sie können unmöglich ruhig sein, denn ihr Leichtsinn raubte der Welt ein edles, vortreffliches Geschöpf.
Band 04 (IV.), Seite 30v
23.12.1801
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