Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1596]

1596
1801
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Sehr kalt, nach Mittag Schnee. Die Galvani ist heute schlechter als gestern. Früh zum Grafen, wo mir Quarin erzählte, dass Weigl Jos[eph]. die Bertier heiraten wird. Therese hatte Probe von der „Liebe unter den Handwerksleuten“. Die Tante speiste bei uns. Nach Tische ging Therese zum Leybold, ich arbeitete zu Hause. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, ins Parterre noble „Bruderzwist“, zur Beurlaubung und zum Vorteil des Müller Vater. Es war außerordentlich voll. Am Schlusse hielt Müller eine Abschiedsrede in Versen. Nach selber war vielstimmiges Klatschen; er trat vor und sagte: „Ich habe noch einen Wunsch auf dem Herzen, Sie mit Bewilligung der Direktion noch einmal unterhalten zu dürfen, und lade Sie am Sonntag zum „Porträt der Mutter“ ein, wo ich zum letzten Mal den Hofrat Wacker spielen werde“. Vom 3. Stock wurden von beiden Seiten Gedichte von Werner ausgestreut. Vom Kaiser bekam er 500 fl., von der Königin von Neapel eine emaillierte Dose mit Perlen, worin 600 fl., vom Braun 100 #, und ein silbernes Perspektiv, vom Herzog Albert 180 fl.. Die Rede dauerte dauerte beinahe 12 Minuten. Ein gemalener Stock eines abgebrochenen dürren Baumes, welcher mitten auf’s Theater vors Souffleurloch gestellt wurde und auf den er sich als wankender Greis stützte, machte gegen die alten abgewischten Bäume eine so sonderbare Wirkung, als im Grunde der Zweck dieses Stocks etwas lächerlich ist. Therese war allein zu Hause und studierte ihre Rolle. Nach 10 h war das Spektakel erst zu Ende.
Band 04 (IV.), Seite 30r
17.12.1801
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