Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1496]

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Regen und Wind. Therese fuhr um ½ 10 h in Gesellschaft der Doppler und Lefèvre nach Schönau. Ich ging zum Brandl, mit Joseph Brandl nach Hause, machte Promenade auf dem Kohlmarkt und Graben und speiste beim Pfauen mit Mayer und Umlauf. Nach Tische spielten wir drei Billard. Um 4 h kam ich nach Hause und engagierte Therese Benkó aus Scherz zu Schikaneder in die Akademie. Sie nahm es für ernst und kam gleich angezogen herab. In der Verlegenheit machte ich den Spaß und engagierte Mayer mitzugehen. Es geschah, ich begleitete beide bis zum Kärntnertor, da blieb ich unter dem Vorwand, Obst zu kaufen zurück, ging auf die Bastei und sah sie hinausgehen; ich musste laut lachen. Den anderen Tag erzählte mir Mayer, dass sie nicht Mut genug gehabt hätten, im Theater zu bleiben, sondern zusammen nach Meidling gefahren wären. Ich ging auf die Burgbastei, saß da eine Weile, sah die Umlauf Pepi in die Stadt gehen, sie bemerkte mich aber nicht. Um ½ 7 h ging ich zum Lichtenstein, es wurde sein Geburtstagsfest gefeiert. Ich fand da Süssmayer, Rösner und Frau, Galvani, Graf Lichtenberg und mehr andere. Es war alles mit Verzieren und Zurichten beschäftigt. In dem letzten Zimmer rechts war auf einem Piedestal das Bild der Vergangenheit und in jenem links das Bild der Zukunft, transparent. Auf einem brennenden Altar hing die Leier des Apoll, dann Masken und Musikinstrumente. Alle Zimmer waren mit Girlanden geschmückt, mit alabasternen Vasen und schönen Lüstern beleuchtet. Das Ganze sah recht gut aus. Nach 7 h kam Lichtenstein in Gesellschaft des Arnsteiner. Seine Frau, verschleiert und die kleine Galvani Lotte als Bathmendi führten ihn zuerst zur Vergangenheit, dann zur Zukunft, wo zwischen frischen Bäumen hervor ein Chor aus „Bathmendi“ sich hören ließ. Er wurde von der Calvani, Süssmayer, Rösner und Frau gesungen. Später spielte Max Willmann ein Adagio auf dem Violoncell, sein Bruder Charles akkompagnierte. Um 11 h wurde soupiert; ein recht artiges Souper, welches auf 4 Tischen rangiert war. Die Gesellschaft bestand aus 18 Personen und blieb bis ½ 1 h nachts. Süssmayer und ich gingen im größten Regen nach Hause. Ich war kaum im Bette, da kam Therese von Schönau zurück. Sie unterhielt sich sehr mittelmäßig; der Empfang, Tafel, die Galanterie des Braun und der übrige Chapeau (?), alles war mittelmäßig. Wir schwätzten bis 2 h und schliefen auch dann sehr unruhig.
Band 04 (IV.), Seite 17v
08.09.1801
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