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Ein schöner Morgen. Ich konnte nicht gut schlafen, schwitzte viel. Um 4 h stund ich auf, weckte Nina und wir gingen gleich nach Maria Schutz, ein sehr bekannter Wallfahrtsort auf dem Semmering. Die Lage ist viel höher als Klamm, die Aussicht angenehmer und grösser. Wir sahen den Schneeberg, ober uns den Göstritz, wo Pfaller sein Eisenbergwerk hat, vis-à-vis die Klamm und unter uns Schottwien, dann die Aussicht ins Gebirge und auf die Poststraße. Wir sahen die Kirche, am Hochaltar tranken wir aus dem Heilbrunn, sahen die Schatzkammer, wo außer mehreren wirklichen, wächsernen und hölzernen Füßen, Händen und Knochen, geopferten Haaren und einigen Partikeln nichts zu sehen ist. Ich kaufte Bilder und Gebete, um sie nach Wien zu bringen. Im Wirtshause aber frühstückten wir Forellen, tranken Wein und um 8 h kamen wir zurück. Nach der Messe tranken wir im Garten mit der Gesellschaft auch Kaffee. Nina goss des Bergrats großen Kaffee um in die Tasse, ich füllte ihn wieder in die Kannne; der Bergrat erschien und trank ihn mit vielem Geschmack. Dies verursachte allgemeines Gelächter. Ich machte Toilette, schrieb und setzte mich vors Haus bis nach ½ 12 h. Die junge Frau führte mich im ganzen Hause herum, zeigte mir im Keller das Theater, das Speisgewölbe und übrigen Behältungen. Um 12 h sah ich in der Schmelz Eisen ablassen. Nach Tische unterhielt sich der Baron mit Kitzeln. Ich ging in mein Zimmer, las, schrieb und schlief. Später gingen wir in den Küchengarten, dann ins Eisengewölb, uns wägen zu lassen. Therese wog 159, ich 138 Pfund. Abends kam der Michael Pfaller aus Wien samt seiner Frau. Der Baron war übler Laune, schmälte Therese und Nina, dass sie nichts zum Singen mitnahmen und machte beide weinen. Abends wurde geplauscht, ich unterhielt mich meistens mit St. Albin. Beim Souper setzten wir uns zusammen, verabredeten, das Lieblingslied „Freut euch des Lebens“ nach dem Souper anzustimmen und fingen wirklich einstimmig an. Um 11 h waren wir schon im Bett.
Band 04 (IV.), Seite 14r
14.08.1801
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