Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1425]

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Paul und Peter. Früh schrieb ich mich beim Braun auf. Therese befindet sich sehr übel. Pfersmann schrieb ihr wegen Musselinfärben einen albernen Brief und überließ ihr das Färben. Ich ging wegen einem Färber zur Kohl. Mittags aß ich allein. Nach Mittag blieb ich bei Therese bis 6 h, dann ins Kärntnertor-Theater, Iffland zum 20. und letzten Mal als Sekretär Siward im „Leichten Sinn“. Er krönte diese Gestalten mit dem kunstvollsten Spiel. Ehz. Carl, der seit seiner Krankheit zum ersten Mal wieder im Theater erschien, wurde mit dreimaligem Klatschen und Vivatrufen empfangen; er schenkte Iffland vielen Beifall. Die Gedichte an ihn von Caroline Pichler, deutsch, und von Ssomsich (?), Latein, sind seiner würdig. Mit dem einstimmigsten Beifall wurde er vorgerufen und sagte folgende Abschiedsrede: „Ich danke es dem Wohlwollen der Direktion, die mich zum süssen Geschäfte verpflichtete, Ihnen einige Abende angenehm zu machen. Ich empfehle Ihnen meine hiesigen Kunstgefährten, die mich mit Liebe und Achtung aufnahmen, und alles beitrugen, um meinem Spiel Ihren Beifall zu erhalten. So lange ich atme, wird mir dieser gütige Beifall unvergesslich bleiben. Auch empfehle ich mich dem Andenken derjenigen, die ich in frühern Jahren als Menschen und Helden kennen lernen konnte. Ich scheide nun gerührt und mit Hochachtung von Ihnen“. Nun folgte eine lange, stumme Verbeugung und die Kurtine fiel. Braun gab ihm zum Andenken eine goldene Dose, mit Perlen besetzt, und schrieb ihm ein sehr artiges Billett französisch, worin er ihn mit den griechischen Künstlern verglich. Iffland dankte ihm mit einem deutschen, schön geschriebenen Briefe. Von Wien reiste er nach Graz, spielte sechsmal, in seiner Rückreise besuchte er Braun in Schönau, kam auf einige Tage nach Wien, ging nach Prag, wo er wieder spielte, dann weiter nach Berlin zurück.
Band 04 (IV.), Seite 8r
29.06.1801
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