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Früh, es war ein stürmischer kalter Maimorgen, ging ich mit der Sepherl ins neue Quartier. Wir fanden es einem Gefängnis ähnlich, feucht und voll Wanzen. Ich erschrak und dachte mir, Therese wollte mir vorgestern keinen Schlag verursachen, darum schilderte sie mir das Quartier nicht so grausenvoll. Die Sepherl brach in Weinen aus und konnte gar nicht getröstet werden. Von da ging ich nach Hause, schilderte Therese alles, ging zur Klob, zu Scheiger, dann nach Hause. Da führte mir den so verrufenen Dichter Ferdinand Eberl, ein ganz fremder Mensch auf, und bat mich, ihn beim Lichtenstein zu empfehlen und zu machen, dass seine Opern auf den Hoftheatern gegeben werden, wovon eine, „Die neue Eva“, ganz fertig ist. Dann ist, und zwar sein erster Wunsch, dass er wieder ungestört in Wien leben darf. Ich ging gleich in die Theaterkasse, sprach Lichtenstein und wir verabredeten zusammen, Eberl am künftigen Mittwoch zu ihm zu führen. Therese hatte Probe von „Figaro“, welche aber zu Ende war, und so gingen wir zusammen. Gleich kam die Csekonics, plauderte eine Weile und so wurde es Mittag. Wir speisten alleine. Nach Mittag besuchten uns Schmirer, Schwester und Schuster, blieben den Nachmittag bei uns. Abends gingen wir ins Marinellische Theater, „Telemach“, travestiert von Dr. Wagemann (?); sehr langweilig. Ich schlich meistens herum, soupierte noch etwas.
Band 04 (IV.), Seite 1r
01.05.1801
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