Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1357]

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Georgsfest; kalt und windig. Dankbar erinnerte ich mich an meinen guten würdigen Vater. Früh gingen Therese und ich zum Tischler. Dann führte uns Mayer ins Theater an der Wien, welches mich wirklich überraschte; Gewey begleitete uns. Ich ging ins Bureau, Therese nach Hause, wo sie den ganzen Tag arbeitete. Wallishauser gab mir die Zeitung für die galante Welt, wo im. 40. Blatt unterm 2. April die Aufführung der „Zauberflöte“, und besonders über Therese Folgendes gesagt wird: „Madame Rosenbaum, geborene Gassmann, als Königin der Nacht ward nach der Bravour-Arie Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen etc. mit verdientestem außerordentlichsten Beifall gekrönt. Die Reinheit, Modulation und ungewöhnliche Höhe ihrer Stimme sind auch ganz gewiss eine sehr bewundernswürdige, seltene Gabe der Natur.“ Um 12 h war ich in der Theaterkanzlei, wo eine Menge über die Zwecklosigkeit und das Nachteilige der Direktion, und Pfersmann gestimmt wurde, nebst mehreren guten alten Stücken auch die „Edle Rache“, „Opferfest“, „Schreiner“ etc. auf die Austeilung zu bringen. Mittags speisten wir allein. Ich blieb bis nach 6 h zu Hause, dann ging ich zu Klimbke; später ins Burgtheater „Der Kobold“, in 4 Akten von Gotter nationalisiert, neu einstudiert, Baumann als Johann. Er spielte den Bedienten ziemlich gut; als er am Ende allein auf dem Theater blieb, sagte er: „Also Fopperei war das Ganze ? Da habe ich mich schlecht geforchten. Mein Vorfahrer, der dicke Johann hat sich freilich besser geforchten; aber nehmen S’ halt damit vorlieb und lassen S’ das alte Sprichwort gelten: Ein Schelm, der’s besser macht als er kann.“ Kárner schrieb mir wegen Zeugnis der Abwesenheit des Agenten Tapolczany, weswegen ich mit Klimbke sprach.
Band 03 (III.), Seite 42v
24.04.1801
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