|
1298
1801
2
24
Erste Aufführung der „Zauberflöte" Früh ging ich zu Distler um Sitze, dann zum Grafen, in die Theaterkanzlei. Gewey begleitete mich mit dem Juden Oeppinger nach Hause, wo wir Umlauf fanden. Gleich nachher kam Lichtenstein; Therese passierte ihre Arien und Lichtenstein rezitierte ihre Rolle. Es war die Veranlassung zu einer herzlichen Szene: Lichtenstein küsste mich. Er ging nachher zu Braun. Umlauf speiste mit uns. Nach Mittag um ¼ auf 4 h kam die Margaritha und Maurer mit Anhang und ich führte sie ins Kärntnertor-Theater. Es war ein fürchterliches Gedränge, und die Tore konnten erst beim Anfang der Oper geöffnet bleiben. Die Einnahme belief sich auf 1045 fl. Im Ganzen gefiel die Oper sehr, Therese aber machte Furore. Nach ihrer ersten Arie – die schon durch den lautesten Beifall unterbrochen wurde – wurde zweimal, da sie schon vom Theater weg, außerordentlich geklatscht. Königlich freute mich dies, und ich mehrte meine Freude durch den Gedanken, ihr ein neues Kleid Freude zu machen. Lange erhielt die Saal den Beifall nicht. Mit Entzücken ging ich auf’s Theater, küsste Therese, machte allen mein Kompliment und ging dann mit Lichtenstein, Süssmayer und Lippert zur Schwann soupieren. Da wurde über die Oper räsoniert. Pfersmann kam auch, dann der Arzt Sommerer (?), der mit einem Lärm Theresens einzige Kunst lobte; „Kunst ohne Vergleich !“ schrie er. Lichtenstein sagte zu mir „Eigentlich hat nur Ihre Frau allein in der ganzen Oper Furore gemacht". Bis 12 h saßen wir zusammen; ich hatte eine der frohesten Stunden meines Lebens. Als ich nach Hause kam, wurde Therese gleich wach und wir schwätzten noch zusammen eine Stunde. Die Saal wurde vorgerufen und sagte so eine Menge, vieles, einstudiertes Zeug von Gnade, Nachsicht, erstem theatralischem Versuch und dergleichen, dass viele sagten, sie war sehr gut vorbereitet und hat gut auswendig gelernt. Lichtenstein allein dirigierte diese Oper mit sehr viel Kunst, Talent und seltener Bescheidenheit.
Band 03 (III.), Seite 35r
24.02.1801
|