Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1274]

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Sturmwind. Früh ging ich zum Grafen, welcher mir erklärte, dass er mir nicht mehr so viel geben könne. Dafür bediente ich ihn aber auf der Stelle. Dann ging ich wegen einer Loge des Grafen Cavriani zu Distler, dann um die bestellten Opernbüchel zu Wallishauser; ins Bureau, um Wokurka unser Redoutebillett zugeben. Er gab mir einen kopierten Brief des Kammerprokurators Franz Kollonitsch an den Grafen, worin er ihm die Bestätigung des Friedens schrieb; damit ging ich in die Probe von der „Zauberflöte“ und gab es allen zu lesen. Therese speiste mit der Ascher, ich mit Lichtenstein und Schüller in der Mehlgrube. Wir sprachen viel vom Theater, besonders von dem unanständigen Betragen des Braun bei der am Donnerstag geschehenen Vorstellung des Lichtenstein an beide Orchester. Ließ vom Klaviermacher Bock (?) das Pianoforte abholen. Mayer kam und mit ihm ging ich ins Wiedner Theater, zum ersten Male „Proteus“ und „Die Söhne Arabiens“, von Schikaneder; schöne Garderobe, viel Maschinerie, sonst nichts. Therese war da mit Ascher. Im Kärntnertor-Theater spielte Schulz zum ersten Mal in der „Schachmaschine“. Er wurde vorgerufen und sagte: „Möchte der Himmel mir meine verlorenen Kräfte wieder schenken, um für Ihre Gnade danken und auch mein Schärflein zu Ihrem Vergnügen beitragen zu können !“ Mit den Dekorationen geschah die größte Unordnung; z. B. wurde ein Tisch mit Toilett mit der Kurtine in die Höhe gezogen, ganz entgegen gesetzte Kurtinen herabgelassen etc. Als Weinmüller und Mayer den Schulz als Karl Russ im Sessel so schüttelnd forttrugen, rief Weinmüller auf seinen Kameraden: „Du, beutl nicht so, sonst zerbricht er uns gar !“ Ein gutes, aber für Schulz ein sehr empfindliches Bonmot.
Band 03 (III.), Seite 31rv
31.01.1801
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