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Heute wurde die Kundmachung wegen Aufgebot und Waffenstillstand angeschlagen, mit Unterdruckung des Lehrbach, auf ganzen Bögen abgedruckt. Früh war ich beim Grafen, dann ging ich ins fürstliche Haus, zu Dietrichstein, Braun und Cavriani mich aufschreiben. Therese hatte Probe vom „Opferfest“. Mittags speiste die kleine Lotte Müller bei uns. Wallishause schenkte uns eine Sammlung Wünsche, unter dem Namen der Gratulant, welche ich Therese wiedergab. Unter Tisch kam Anton, dem ich unsere Billetts auszutragen gab; dann besuchten uns Agnes, die Scheiger, Eckhart und Seltenheim (?). Wir blieben den Abend zu Hause, waren ganz allein. Ich schrieb meiner Mutter, ordnete unser Hauswesen und las Zeitung. Abends regnete es sehr stark. Im St. Anna-Gebäude sah ich heute Mehl einführen, Im Stadtgraben werden Gräben aufgeworfen. Das in Braunau eingeschlossene 1. Bataillon der Freiwilligen ist frei und auf dem Marsch nach Wien begriffen. Klimbke besuchte uns und erzählte, dass ein guter Freund, welcher Beamter bei der Wollzeugfabrik in Linz ist, hier ankam und sagte, dass am 21. Dezember früh 8 h der General LeBlanc mit 300 Mann in Linz einrückte. Die Mannschaft blieb bis 12 auf dem Platze, indessen wurde für selbe Quartier gemacht. Die Kommissare nahmen sogleich bei allen Silber- und Goldarbeitern Silber und Gold in Beschlag und zahlten es mit Bancozetteln – vermutlich eigener Fabrik – höher aus, als sie selbst taxieren. Sie besahen die Wollzeugfabrik und wählten sich die schönsten Teppiche, welche sie gleich fortschickten; die Post besuchten sie auch, öffneten alle Pakete und mehrere Briefe. Für Linz und das Land schrieben sie Brandschatzung von 8,000.000 Livres aus, welche binnen 12 Tagen in 3 Terminen zu erlegen sind. Für einen Teil wollen sie Kronentaler, einen Teil in Banco, und ein Teil in Waren; übrigens betragen sie sich ruhig. An die Regierung gelangte heute der geheime Auftrag, mit allen Verteidigungsarbeiten innezuhalten, die Leute zum Aufgebot nicht aufzumuntern, jene aber, welche sich noch einschreiben lassen, wegen ihrem Mut, ihrem Patriotismus zu beloben, sie aber mit dem Bescheide nach Hause zu schikken, dass sie indessen ruhig arbeiten sollen; im Falle der Notwendigkeit werde man sie rufen.
Band 03 (III.), Seite 25v
31.12.1800
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