Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1239]

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Sehr kotig. Des Bruders Namenstag. Früh ging ich zum Grafen, dann eine Estaffette expedieren auf die Post. Wir gingen auf die Bastei bei Brown; eben wurden 12pfündige Kanonen aufgeführt; auch sahen wir den Ruin in Browns Garten. Um 9 h kam Ehz. Carl in der Burg an; gleich darauf verbreitete sich die Sage von 30 Tag Waffenstillstand. Des Grafen Bestürzung war so groß, dass er nicht wusste, was er sagte; dringend forderte er mich wieder auf, mit Therese in seine Wohnung zu ziehen, welches ich ihm auch zusagte. Dann ging ich zu Dietrichstein ins Bureau, trug die Institutssachen (?) hinein und brachte dem Wallishauser 7 fl. für 100 zu binden. Den ganzen Morgen und Vormittag ziehen Bauersleute mit Krampen und Schaufeln zum Schanzgraben mitten durch die Stadt und zum Burgtor hinaus. Die Liniengräben werden höher angeworfen und die Schanzgräber um 6000 Köpfe vermehrt. Auf allen Straßen sind außerordentliche Volksmengen zu sehen und alles ist voll mit Wägen. Ich war in der Theaterkanzlei, man hielt eben Leseprobe von Lipperts Stück „Flattersinn und Liebe“; beim Bankl fand mich Therese. Wir gingen zu mehreren in die Burg, hörten nichts als vom Abpacken und vom Waffenstillstand, sahen einige Insurrectionsoffiziers und gingen dann von Mayer und Frankstein begleitet nach Hause. Um 1 h mittags zog ein Regiment der Insurrektions-Infanterie durch die Stadt zum Burgtor hinaus, mitleidenswert sah die Truppe aus. Mittags aßen wir alleine; nach Tische ging ich zum Grafen. Eckhart begleitete mich und wartete meiner beim Garten des Brown, in welchem man 5 Kanonen aufführte. Ich durchschlich den ganzen Garten und sah wegen dieser Pliktrin (?) viel Verwüstung. Ich ging in die Burg und sah da die ganze Bagage des Hofs und die Kästen des Natualienkabinetts aufladen. Den Ehz. Carl sah ich um ½ 5 h ausfahren, das Vivat-Rufen des Volks begleitete ihn bis zum Deutschen Hause, wo er den Maximilian besuchte. Unser Hauptquartier soll heute nach Schönbrunn kommen. Bis 7 h plauderte ich in der Theaterkanzlei, dann ging ich zur Ascher, wo mich Therese erwartete. Die Babett war auch zu Hause; wir plauderten bis ½ 9 h, dann gingen wir nach Hause. Ich las noch die Zeitung, welche von allen Begebenheiten nichts enthielt.
Band 03 (III.), Seite 25r
27.12.1800
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