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Strenge Kälte, aber trocken. Therese zog vor dem Erwachen ihren Trauring ab, und legte ihn aus Nachtkastel. Das gute Geschöpf erschrak mächtig, suchte ihn ängstlich, fand ihn aber bald liegen. Früh kam der Schneider und brachte Therese die Beinkleider; da suchte sie vergebens den Manchester vom Beinkleid, diese Unordnung ärgerte mich sehr. Therese ging zur Traun, ich indessen schrieb die Knittelverse ab. Später ging ich ins Bureau, zu Wallishauser, in die Theaterkanzlei, da plauderte ich mit Pfersmann, Klimbke, Mayer und Thaddä Weigl über das Raufen des Katter mit Destefani. Mittags aßen wir allein; mir war nicht ganz wohl. Nach Mittag schrieb ich meiner Mutter und Stessel, von der verlorenen Schlacht bei Salzburg und den 16.000 Mann, die dabei zu Grunde gingen. Therese bekam Besuche von Schüller und Neumann Ich arbeitete bis ½ 7 h und ging dann ins Burgtheater „Tugend in Gefahr“, Schauspiel aus dem Französischen in 5 Akten von Vogel (?). Mich unterhielt es nicht sehr; es hat viel Wahrscheinliches, mehr noch aber Unwahres und erregt oft Langeweile. Als Therese schlief, nahm die Sepherl meine Stiefel, welche ich selbst hinausstellte, vom Fenster herein und legte vier verschiedene Schuhe mit den Strümpfen und Zuckerwerk hinein. Ich las Zeitung bis ½ 12 h und schlief dann erst ein.
Band 03 (III.), Seite 23r
20.12.1800
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