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Früh ging ich zum Grafen, dann wegen der Spiegelgeschichte zweimal zum Paumgarten. Er fuhr um ½ 12 h nach Preßburg, ich aber holte die Scheiger ab und führte sie in die Kantate. Quarin kam uns gleich in die Augen, mit diesem schwätzte ich lange. Der Saal war ziemlich leer. Um ½ 1 h begann eine Symphonie von Mozart, dann die Kantate von Süssmayer. Eckhart saß mir zur rechten, Scheiger zur linken Hand und so hörten wir aufmerksam dem Gesange zu. Therese sang mit viel Kunst und vielem Ausdruck, Weinmüllers herzlicher Gesang wurde wiederholt, und die Arie der Saal, trotz der vielen, aber schon bekannten Variationen, machte wohl Lärm, aber keine besondere Wirkung. Bei Theresems Gesang presste mir Liebe und eine zärtliche Angst eine Empfindung ab, die meine Nerven ganz spannte. Ich war auch oben bei Therese, plauderte mit ihr, Klimbke, dann mit Passy und Schöpfer. Mittags speiste Eckhart bei uns. Nach Mittag und abends arbeitete ich bis ½ 7 h. Therese ging zur Ascher und blieb den Abend da. Sie erhielt ein Paar kleine Reif-Ohrgehänge als Geschenk. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Poche, ma buone“ oder „Wenig aber derb“, Farce in einem Akt von Paër; eine Posse, die man schon vor vielen Jahren auf allen Kreuzertheatern vergaß. Es war sehr leer; dann „Dorfrichter“. Ich plauderte mit Schulz, Frau und Eckhart; zu Anfang des Balletts ging ich nach Hause. Die Gräfin Traun war so gütig und ließ Therese bei sich frisieren, und ich war so galant und ließ Theresen 2 Paar weiß- und 1 Paar grauseidene neue Strümpfe machen, welche ihr in der Thomasnacht beschert werden sollen.
Band 03 (III.), Seite 23r
18.12.1800
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