Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1186]

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Karlsfest. Nach 6 h wurde bei St. Stephan Feuer angeschlagen, und neben uns in der Küche des Uiberacker brannte es lichterloh auf. Wir waren eben im Aufstehen begriffen, so hörten wir Abbrechen, Fenster einwerfen, Gemurmel von Leuten und fühlten eine unerträgliche Angst. Ich warf mich in die Kleider, sprang hinab in den Hof, auf die Straße und von allem visam repertam aufzunehmen; sah, was ich schon oben erwähnte, doch ohne Gefahr, denn alle Löschanstalten waren schon in voller Ausübung. Zu den Beängstigten kehrte ich also gleich zurück und versicherte sie, dass sie ohne Angst ruhig bleiben könnten. Um 8 h ging ich ins Bureau, zu Stessel, zu Scheiger, um mit dem Kupferstecher Rahl (?) wegen Billett der Klob und einem neuen Gedanken für uns zu reden. Später ging ich in die Theaterkanzlei, um Klimbke zu gratulieren. Dann nach Hause, speisen; Eckhart speiste mit uns. Nach Mittag ging ich in die Wohnung des Grafen, schrieb meiner Mutter. Ging in die Theaterkanzlei, um Klimbke für sein artiges Angebinde – es waren 2 Ellen schwarzer Atlas – recht herzlich zu danken, welches er mir in der Vermutung gab, als wäre heute mein Namensfest. Das Feuer verursachte uns eine Menge Besuche, die Willmein (?), Barany, Urbain, Passy und Schöpfer schickten, der Störr und Oeppinger. Abends im Burgtheater zum ersten Mal „Der Taubstumme“ von Kotzebue. Mayer rufte mich ins Orchester. Wetteifernd spielten alle mit angestrengtem Fleiße. Koch hat sich selbst übertroffen; mich rührte ihr Spiel bis zu Tränen. Zu Hause fand ich noch Richter und Jean; wir rechneten noch wegen Arrosierung der Kapitalien bis ½ 10 h.
Band 03 (III.), Seite 17r
04.11.1800
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