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Kalt und abwechselnd mit Regen. Früh arbeitete ich zu Hause, später ins Bureau. Dann in die Theaterkanzlei; da fand ich Brockmann und Haim, sie erzählten mir gleich den Auftritt mit der Ascher, dass sie auf zweimaligen Befehl des Barons ihm endlich schrieb, es wäre ihr auf dem Lande schon so unangenehm, nur hätte sie kein anständiges Quartier; wenn er die Charge übernehmen wollte, ihr eines zu suchen, so wäre es ihr sehr lieb. Auf dieses Billett ließ der Baron gleich den Polizeikommissär Tannenberg (?) und Klimbke um sie hinausfahren, mit dem Auftrag, sie gleich ins Polizeihaus zu führen und ihr da ein anständiges Quartier anzuweisen. Indessen gingen Therese, die mich in der Kanzlei abholte, und ich in die Roßau zum Brandmayer, dann nach Haus. Brockmann begegnete uns und erzählte, die Polizei hätte die Ascher zum Baron geführt, Tannenberg wäre hinaufgegangen, weil sie so geweint, gebeten und gesagt habe, sie hätte es nicht so gemeint, und ihn um Nachsicht ersucht; und so fuhr Ascher frei in ihre Wohnung. Diese Anekdote ist ein Pendant zu jener, am 22. dieses im Burgtheater geschehen, wo Salvatore Viganò dem Rossi wegen Probenzank eine so tüchtige Ohrfeige gab, dass letzterer gleich ein mit Blut unterlaufenes Auge erhielt .Mittags waren wir allein, nach Mittag arbeitete ich. Abends ging ich mit Therese in des Grafen Wohnung. Als ich in das Theater gehen wollte, kam der Graf an und ließ mich gleich zu sich rufen. Ich war bei ihm bis zur Theaterzeit und dann ins Burgtheater „Menschenhass und Reue“. Mad. Fischer, das arme, ganz beraubte Weib, spielte als zweite Gastrolle die Eulalia; sie spielte wirklich nicht schlecht, doch erhielt sie keinen Beifall. Meistens unterhielt ich mich auf dem Theater. Klimbke erzählte mir als Nachtrag zum Leichtsinn der Ascher, dass sie unter Mittag auf Anstiften eines elenden Winkeladvokaten dem Braun einen sehr beleidigenden Brief schrieb. Braun schickte um 4 h den Polizeikommissar Tannenberg zu ihr, dieser musste sie zu ihm führen, welcher sie derb hernahm. Sie weinte, bat um Verzeihung und er verzieh. Therese ging aber nicht ins Theater.
Band 03 (III.), Seite 12r
27.09.1800
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