Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [1146]

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Ein wahrer Herbsttag. Um 9 h ging ich ins Bureau, arbeitete an den Mängeln und schrieb auch dem Stessel. Um 10 h ging ich in die Probe von „Soliman“, dann zu Brandl. Mittags waren wir mit Eckhart allein. Kaufte das Theaterjournal, worin mich ein Aufsatz „An den seltsamgesitteten Verfasser der Modesitten“ sehr unterhielt. Gewey wird darin schändlich bedient. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Soliman“, die Jagemann als Marianne. Wie gewöhnlich wurde die Jagemann mit Klatschen empfangen und bei der Arie im 1. Akt wurde zum Repetieren applaudiert. Das Orchester fing nicht an, sie erschien aber gleich und begann ihre Arie ohne Orchester zu singen; wie dreist ! Das Duett im 4. Akt wollten sie auch repetiert haben; viermal wurde geklatscht, die Saal fing aber nicht an. Endlich unterdrückte trotz der vielen Verneigungen der Jagemann doch das Zischen das Klatschen. Am Ende wurde sie vorgerufen und sagte: „Mit dem größten Danke erkenne ich Ihr Wohlwollen und erkenne darin den Wunsch, mich länger hier zu sehen. Er soll mich aneifern, um durch mein Bestreben Ihr Wohlwollen mehr zu verdienen.“ Therese sang mit sehr viel Kunst und Stärke und erhielt nicht minder Beifall als die protegierte Jagemann. Ein sehr starker Landregen hielt viele vom Theater ab. Im Burgtheater „Komödie aus dem Stegreif“ und „Dorfrichter“. Der Kaiser erschien mit dem jungen Hof. Erstlich empfing man ihn, dann die Kaiserin mit Klatschen und Vivat-Rufen.
Band 03 (III.), Seite 12r
25.09.1800
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