Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [11011]

11011
1827
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Sehr kalt. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Zögling der Natur“, im Theater an der Wien „Junger Herr auf Reisen“. Des Severin Jaroszynski Hinrichtung wegen Raubmord an seinem Lehrer und Priester Blank. Ich mit Stessel Louise, Kridl, dem armen Schießl – dem seine Maria am Montag mittags um 1 h in Hietzing im 27. Jahr an Auszehrung starb – dann Mellini, den beiden Schenk, Iden mit Familie; Flaschinger (?) sah ihn bei der F(anny ?) vorbeifahren. Münich war sein Begleiter. Er war beinahe in Verzweiflung, wehrte das Kruzifix ab, schien nichts hören zu wollen, riss sich das Gilet auf und blieb mit der offenen Brust. Noch am Galgen schrie er, der Kaiser soll ihn am A[…] lecken, pisste lange im Kreise und war ein Halunke bis zum Ende. Münich vom Strafhause begleitete ihn bis zum Galgen. Auf unserer Galerie waren die Louise, die Kinder, Schwarz, Honegger, Fritz, später Wurzinger. Andres war auch beim Galgen. Nach ½ 9 h hang er. Der alte Vater kam gestern wegen Muth herein, Fanny kommt heute, die Julie kam Dienstag. Mit uns speisten die Hruschka, Kridl, Louise und die Kinder. Bei Tische kam Stessel. Nachher mit Therese und der Hruschka zu Bossi, sahen sein Haus, elegant. Mit Therese zur Fanny; gestern sah sie den Felsendurchbruch. Nahm mein ledernes Leintuch und Polsterziehen, 30 fl., mit. War den Abend mit den Kindern und plauderte mit Therese.
Band 11 (XI.), Seite 60r
30.08.1827
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