Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10403]

10403
1824
8
13
Da mussten wir aussteigen, weil die Steinbrecher zum Wasserbau ihre gebrochenen Stücke da ausladen und in die Plätten führen. Der Weg war unglaublich schlecht. Bei St. Michael führt die Straße über einen Felsen, welcher ganz in die Donau hangt. Die einbrechende Nacht zwang uns, um ½ 9 h in Weissenkirchen – einem Markt – zu übernachten und im Löwen einzukehrenFahrt nach Wien über Dürnstein, Stein. In Weissenkirchen zahlten wir 5 fl. WW. In dem armen Eberndorf lasen wir an einem Haus: „Treu und Glauben haben sich zu Grabe gelegt und wenn diese auferstehen, wird’s uns wieder besser gehen.“ Die Wölbung unsres Zimmers war ganz gotisch, war in 2 Teilen, mit Rundeln. Das ganze Haus sehr eng, schmutzig, so wie die Straßen und Einfahrten in diese Märkte; kaum so breit, dass ein Wagen auf den Felsen und im Wassergraben fortkommen kann; die Gassen eng und düster. Um 4 h gingen wir durch die Weingärten, wo bis auf die höchsten Felsengipfel alles benutzt ist, jedes kleinste Plätzchen. Um 6 h in Dürnstein. Das Schloss und die Kirche imponieren von der Donau aus; die Ruine ist grandios, die Gassen eng und schmutzig. Endlich um 7 h kamen wir über Leoben nach Stein. Der Weg führt meistens an der Donau, kaum einen Wagen breit und voll Steine. In Stein Frühstück, Pflastermaut 2 x CM, Kreisamt 6 x WW, Brücke 6 x CM. Das Kaffeehaus ist das elendeste, einer Kneipe ähnlich. Wir gingen um 7 h nach Und - nun Militärspital – zu Heinrich Schmids Monument, ganz von Spinnen umwebt. Er fiel am 11. November 1805 bei Dürnstein. Eben marschierte ein Bataillon Infanterie hart am Monument vorüber, in die Kaserne. Nach Krems, eine Viertelstunde von Stein, frühstückten gut, hörten die Streiche der Offiziere. Sahen mehrere Kirchen und fuhren um 8 h über Walpersdorf – mit einem ansehnlichen Schloss des Colloredo – nach Herzogenburg. Assen unser aufbewahrtes Huhn von gestern, sahen den hübschen, reinlichen Markt, die kleine Apotheke. Der Novizenmeister Gaudenz Holzapfel, ein schwächlicher, junger, sehr artiger Mann, führte uns in ihre reiche Münzensammlung, Bibliothek – bedeutend groß – den schönen Speisesaal mit Plafond von Altomonte, und in die wirklich schöne herrliche Kirche, mit Marmorsäulen, Kuppeln und Altarblättern von Altomonte und Le Grand. Besonders sind von ersterem 2 Tableaux beim Hochaltar, rechts das Opfer Abrahams Isaak, sprach mich sehr an. Die schönen hohen Altarleuchter, von Silber und vergoldet, sind wirklich prachtvoll. Der Weg dahin durch das Meidlinger Tal – 6 x CM Maut – ist sehr gut und wirklich romantisch; wie wohl tat es uns in Rückblick auf die früheren Wege. In Herzogenburg – 2 x CM Maut – blieben wir von 10 bis 12 h. Es war sehr heiß, doch erquickten kühle Lüfte. Vor Perschling, als wir schon Kapellen und Katzenberg passierten, begegnete uns Ehz. Carl mit 2 Wägen, welche uns mit der ersten Staubwolke erfreuten; Maut in Perschling 10 x CM. In Micheldorf erquickten wir uns mit Trinken; in Sieghartskirchen aßen wir Kalbsbraten, saßen dabei in der Kühle, tranken Kaffee, zahlten 5 fl. WW. In Purkersdorf um 7 h; die Pferde tranken, wir auch, Pepis Limonadepulver tat gute Dienste. Gewitter türmten sich auf; beim Burgtor darf niemand ein- und ausfahren. Um 9 h bei meinem lieben Weib; mit herzlicher Umarmung freute ich mich wieder zu Hause zu sein. Übergab die schöne Schildkrot-Schatulle – als Linzer Torte –, welche die Therese sehr angenehm überraschte.Plauderte bis 12 h; hörte, dass die gute Eva Wertheimer, alt 19 Jahre, am 5. August in Baden an der Auszehrung starb, dass Jeanettl bei der Eröffnung des Theaters mit einem Prolog, „Freund in der Not“ und „Ochsenmenuett“ stürmisch gerufen und nach jedem Abgang applaudiert wurde, dass alles gefiel, aber keine # mehr habe und ausziehen müsse. Die Reise kostete mich viel Sorge, aber Andres war mir ein guter Gesellschafter.
13.08.1824
??
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b