Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10395]

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1822
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Fahrt von Steyr nach Wien, über Seitenstetten. In Steyr zahlten wir – Hantschl war unser Gast – für Souper, Zimmer und Frühstück 15 fl. und fuhren um 6 h weg. Es wurde etwas heiter, als wir um 9 h in Seitenstetten ankamen. Es war im Markte große Messe; wir drangen durch den Zusammenfluss in die Kirche. Das Portal ist nicht einmal ausgebaut, die Kirche, besonders die Altäre, geschmacklos, alt, schwarz und mit Gold überladen, wie jene der Jesuiten. Von da in den 1. Stock, ein Saal, groß, zugleich Durchgang, sahen die Gästezimmer, im 2. Stock die wirklich schöne, zahlreiche Bildergalerie in der ich mich gerne länger verweilt hätte. Durch den Wald nach Amstetten, es trübte sich und wurde kalt, auf den Sonntagsberg schneite es. Zahlten unserem Kutscher 15 fl., aßen etwas, nahmen die Post und eilten auf der Poststraße unserer geliebten Vaterstadt zu. Um ½ 8 h in St. Pölten, soupierten gut, zahlten 8 fl. Hier fing es zu waschen (?) an, dauerte über Perschling, Sieghartskirchen, Purkersdorf bis Wien. Es war eine rabenschwarze Nacht. Reissers Angst vor dem Umwerfen ließ es nicht zu, das Dach des Kutschers aufzuziehen, also fuhren wir in dieser kalten Nacht im ganz offenen Wagen. Um 5 h waren wir in Wien, und ich um ½ 6 h bei meinem lieben guten Weibe; ich war müde und erkältet. Die Rückreise von Steyr kostete 60 fl. und die ganze Reise vom 31. August bis heute 663 fl. 21 x. Ich habe viel gesehen, viel kennen gelernt, war überall gut empfangen worden, vom schönsten Wetter wurde ich begünstigt; aber ich kehre mit großem Vergnügen in meine Heimat zu meinen Lieben und zu meiner gewohnten Ordnung zurück.
Band 10 (X.), Seite 219v RTB p. 44 ff.
21.09.1822
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