|
10394
1822
9
20
Fahrt nach Steyr über Ebelsberg, Enns, Maut in Neuhäusel 2 x, Ebelsberg 6 x, Enns 8 x, Brücke 8 x, Dornach und Steyr 6 x. Um 6 h beschenkte ich bei Freund Röser die Dienstleute mit 7 fl. 30 x, nahm von dem herzlich guten Röser Abschied und fuhr mit der Post ab; Postgeld 5 fl., Trinkgeld 2 fl. 30 x. Von Linz bis Enns 1½ Post, nach Steyr ebenfalls, zahlte 24 fl. Post und passierte von Enns über Dornach Stift Gleink, dem Bischof Hohenwarth gehörig, liegt rechts am Abhang des Berges. Um 5 h war ich in Enns, um 10 h in Steyr. Die Hineinfahrt ist wirklich steil, beinahe gefährlich. Man fährt über die Steyrbrücke in die Stadt. Ich kehrte am Platz beim Schiff, Wirt Gässl, ein, wo ich mit Reisser Rendezvous hatte. Ich ging über den schönen Platz mit 2 Brunnen, besuchte die gotische Pfarrkirche, am Platz die Dominikaner- und die Jesuitenkirche, nun Michaelspfarre, sah das Gewehrfabriks-Institut nebenan, in welchem nun statt 60 nur 16 Zöglinge sind. Die interessanteste Kirche ist die gotische, nur zu bedauern, dass selbe von innen bemalt ist. Das Rathaus ist im italienischen Stil gebaut. Um 11 h kam Reisser mit Lüftenegger, wir besuchten, vom Kreiskommissär Greiter und Professor Joseph Hantschl begleitet, das fürstliche Schloss und Kapelle. Ist ein wahrhaft fürstlicher Palast, hat schön möblierte große Zimmer, einen vernachlässigten Garten; der Fürst hauset unter Administration in Linz. Besuchten das Theater aus einer Nonnenkirche; ist geräumig, hat 2 Galerien, Logen und viele hübsche Dekorationen. Dann auf die Promenade, die erst vor einem Jahr geschaffen wurde. Ich ging mit Harisch nach dem aufgehobenen Benediktinerkloster Garsten, ½ Stunde entfernt. Die angenehme Schulmeisterstochter führte uns in die Kirche, Kapelle, in selber ist ein schönes Monument der Fürsten Losenstein vom Jahre 1517. Der Stifter des Stiftes ist Ottocarus III. und seine Gemahlin Elisabeth, welche links in der Kirche begraben liegen. Er liegt in ganzer Figur auf dem Sarg. Rechts liegt auch der erste Abt Bertholdus, postuliert aus dem Stifte Göttweig. Das Gebäude, in grandiosem Stile am Ennsflusse, ist dem Verfalle nahe. Der Prunksaal ist schon gestützt und selbst die Kirche schadhaft. Einige Flügel des Gebäudes sind schon verkauft. Eine schöne Allee führt dorthin. Wir speisten zusammen, nach Tische fuhr Reisser mit Hantschl zum Bischof nach Gleink, Lüftenegger nach Linz zurück. Ich ging mit Harisch, begleitet vom Wachtmeister, in den schönen Kirchhof, von Hallen ganz umgeben, dann an die Enns, die Gewerke alle zu sehen. Sahen die verschiedenen Mühlen und Schleifereien, das Schmieden, Bohren, Feilen und fertig machen von Scheren und Schrauben, Feilen schmieden und hämmern, Bajonette pressen, eine einfache, sinnreiche Erfindung. Kaufte 2 Messer für 7 fl., 3 ordinäre für 1 fl., Gartenmesser 2 fl., 6 ordinäre Scheren 1 fl. Ging bis Abend herum, war zweimal im Zwetschken-Paradies (?) beim Mesner, passierte die Brücke über Enns und Steyr und hatte die Ansicht von Steyr wie eine Krippe. Ich schrieb dann bis 8 h, Hantschl soupierte mit mir Forellen; dieser vortreffliche Mathematiker und liebenswürdige Mann starb am 2. Juni 1826. Sein Leichenbegängnis war der sicherste Beweis seiner Verehrung. Dann ins Bett; abends trüb, öfter Regen. Jede Stadt hat in Ansicht ihrer Gebäude einen eigenen Charakter; so hat zum Beispiel Linz verdeckte Dächer und die Häuser imponieren durch ihre Höhe; Steyr hat die meisten Häuser mit Vorsprüngen in ihrer Breite, deren manche bedeutend sind, u. dgl.
Band 10 (X.), Seite 218v RTB p. 42 ff.
20.09.1822
|