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In Linz, trübe. Nach dem Frühstück auf dem Markt herum, sahen die Weiber und Mädchen mit ihren großen Schaffeln auf dem Kopf, in selben die hohen Milch- und Rahmtöpfe. Lachten über die guten Eigenschaften, dass selbe handsam, leichtgriffig und gutartig sind und dass es mit ihnen gar nicht aus ist. Reisser fuhr heute mit Lüftenegger nach Kremsmünster, morgen finden wir uns in Steyr, weswegen ich Freund Röser bat, mir Postpferde zu besorgen. Den 2 ruhmreichen Helden wegen der Vernachlässigung gegen ihre Eltern, gegen die ersten Regeln der Höflichkeit, dann an eine Aufmerksamkeit, Erkennen dessen, was man für sie tut – an zuvorkommendes Betragen ist nicht zu denken –, wegen ihrer großen Bequemlichkeit und Vergessenheit gerechte und wiederholte Erinnerungen. Aber außer dem, dass sie den Kopf hängen und Unwillen merken ließen, habe ich noch keine Wirkung verspürt. Die Jungen haben zu viel Freiheit, Unterhaltung, sind zu wenig zur ernstlichen und nachhaltenden Arbeit angehalten. Darum meinen sie auch gleich, es geschähe ihnen zu hart. Darum sind sie auch so wenig gebildet, so wenig verträglich unter sich selber. Darum kennen und wissen sie auch für ihre Jahre zu wenig. Ich staune, ihre Briefe zu lesen, welch leeres Gewäsche, Entschuldigung ihrer Faulheit, in selben gar nicht der ehrfurchtsvolle Ton gegen ihre Eltern und Wohltäter. Sie erlauben sich noch naseweise Bemerkungen und verstehen sie kaum; viel weniger, dass sie imstande sind, von einem Gegenstande einen richtigen Begriff aufzufassen. Um 10 h fuhren wir nach Wilhering, sahen das halb ausgebaute Stift, die prachtvolle, reich vergoldete Kirche, den Garten, Maierhof. Gingen zur Überfahrt nach Ottensheim, zahlte 20 x, langte um 12 h an. Sahen den Markt; links das Haus, in welchem Kaiser Otto 1208 geboren wurde, und von ihm den Namen erhielt; der Ort hieß früher Mitterau. Besuchten den Pfleger und Gutsherrn Cajetan Hintringer, sahen sein altes Schloss, Garten. Hatten von selbem die Aussicht nach der großen Ruine Schaunberg, Eschelberg und Walding. Speisten im Löwen beim Vogl, zahlten 4 fl. 6 x, sehr billig, und fuhren auf der Donau in die Au der Straßer, an die 20 Joch groß, sahen ihre Wirtschaft, Garten. Landeten, besuchten und nahmen Abschied von Lüftenegger, fanden nur die Frauen, dann von Regierungsrat Huber. Kaufte 3 Bände von Gielge: Beschreibung des Landes ob der Enns, 10 fl. 30 x, und Lieder von Maurus Lindemayr, 4 fl. 30 x. War auf der Promenade, dann mit meinen Helden im Theater „Die Corsen“; spielten sehr brav. Plauderte mit der Huber, Frank, Lüftenegger, sah Paterer (?), Neubruck, welcher morgen den Staberl spielt. Soupierte im Casino, fand den Rechnungsrat Retzer (?). Um 11 h ins Bett.
Band 10 (X.), Seite 217v RTB p. 40 ff.
19.09.1822
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