Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10392]

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1822
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In Linz, ein schöner Tag. Früh schrieb ich in mein Tagebuch, an Therese; dann mit meinen Begleitern auf den Pöstlingberg, einen Wallfahrtsort. Um ¾ auf 8 h machten wir uns auf den Weg, passierten Markt Urfahr, Auberg, ein Wirtshaus, und kamen meistens durch den Wald und steile Wege zum Ziele um ¼ 10 h. Die Aussicht über Linz – worüber ein Nebel lag –, die Donau und ihre Inseln bis Schaunberg – die schöne, große Ruine – ist unbegrenzt. Wir sahen Ebelsberg, Enns, dann rückwärts das schöne, fruchtbare Tal mit ihren Hüttlern, auf dem Berge Kirchschlag beschließt das Amphitheater. Die Kirche ist hübsch gebaut, hat nichts Besonderes, ist von außen gar nicht verputzt. Es scheint, als will man das Gebäude vor der Zerstörung schützen und arbeitet daran. Nebenan ist der Pfarrhof mit einigen Häusern. Ich begegnete dem Kaufmann Fink, seiner kleinen Frau und Pummerer (?) von Passau. Im Rückweg schlugen wir einen anderen Weg ein, kamen bei dem Förgengütl (?) vorüber und waren vor 11 h beim Badhaus. Im ersten Bade, 36 x, zahlte 2 fl. 30 x samt Trinkgeld und wurde reichlich bedient. Mittags bei Lüftenegger mit Reisser, Frank und Frau Maria Straßer; das Diner war sehr elegant. Dann nach dem Auhof, eine Stunde entlegen, ein Schloss, ganz öde und ohne Einrichtung, dem Grafen Heinrich Starhemberg, einem Hagestolzen von 75 Jahren, gehörig. Wir durchgingen den englischen Garten mit Teich und vielem Obst, die leeren Zimmer, sahen die Kapelle mit einem schönen Altarblatt, Christus am Kreuz. Lüftenegger führte uns in des Brünners (?) Kuhstall, wurden aber von der Bäurin übel empfangen. Mit Reisser auf die Promenade, leer; zum Hager Stöckl, ein Gasthaus, zu dem man 95 Stufen steigen muss, tranken Bier und plauderten mit Hölzel, Frau, Leisring, Weckerle. Um 9 h nach Hause, fand einen Brief von Kridl und Therese, welche mich sehr freuten. Röser kam abends mit Regierungsrat Huber von St. Florian.
Band 10 (X.), Seite 217r RTB p. 39 f.
18.09.1822
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