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Früh schrieb ich mein Tagebuch. Hörten um 9 h das Amt. Beim Evangelium die Predigt vom Heiligen des Sabbats. Der Vikar Wesicher (?), ein junger, sehr gebildeter Mann, hielt Amt und Predigt, letztere sehr fasslich. Nachher sahen wir die Gemeinde aus der Kirche gehen, ein schöner Schlag und gutherzige Menschen. Hier und im Weiteren sind sehr hübsche Weiber und Mädchen. Ihr Wuchs ist schlank und voll, ihr Gesicht lieblich, viele schon wahre Madonnenbilder, das ganze Hausruckviertel ist bekannt. Ihr schwarzer Rock, Korsett mit bunten Bändern eingefasst, geglänztes schwarzes Vortuch, die bunten Tücheln auf dem Kopf, und dann die weißen Hüte mit großem Gupf bilden sie sehr lieblich. Nachher sahen wir den Garten und die Ökonomie. Der Hr. Pfarrer Reiter überließ dem Enkel (?) Eduard sein Kleppel (?) zum Reiten. Dieser kennt keine Führung des Pferdes, Klaps wollte es ihm zeigen, misshandelte, verriss das Pferd und stürzte mit selbem nach rückwärts. Eine Spur fehlte und er hätte sich das Genick abgestossen; so fiel er in den Kot und wurde von allen verdient ausgelacht. Dann ritten abwechselnd Eduard, Seyrl, Evarist – welcher gar rechts aufsass – und so wurde das gute Tier geplagt. Regierungsrat Huber, ein seltener Menschenfreund, fuhr nach Tische zu dem kranken Arzt Schneider nach Ried. Wir über Neumarkt – einen reinlichen Markt –, in der Nähe Grieskirchen. Da hat der Wirt einen Schild mit einem Hund und einem großen Säbel und der Inschrift „Fatter Diable, komm her auf mein Sabel !“ Auf dem Kirchhof folgende Inschrift: Hier liegt mein Tochter Kunegund;hat glitten wie ein armer Hund.Ist gstorben im Augusti.Jetzt ist’s im Himmel lusti.Dann passierten wir Taufkirchen, Roith mit einem Schloss des Fürsten Auersperg, nach Hofkirchen zum Pfarrer Fink, ein vielseitig gebildeter Mann. Er ist Botaniker, Mineralog, Dichter, war Soldat, Schauspieler. Ist sehr jovial, gut, leidet seit vielen Jahren an der Gicht und muss auf Krücken gehen. Beim Herrn Pfarrer waren Bischof Hohenwarth, Graf Hohenfeld, und viele Pfarrer in dem schönen Park. Wir suchten sie auf, fanden viele schöne Anlagen, Monumente, Tempel, Pyramiden, eine besonders schöne Einsiedelei, ein Lusthaus, auf dem Tische springendes Wasser, einen großen Platz nur mit exotischen Pflanzen besetzt und vieles anderes. Alle Pfarrer und Kinder haben die Erlaubnis, ihn an Sonntagen zu besuchen, und so fanden sich viele Kinder ein. In Hofkirchen fand ich auch Reisser. Bei der Dämmerung fuhren wir zurück und soupierten in Kallham. Nachher produzierte Röser Künste, das Starnitzel hinten angenagelt, Groschen in die Flasche geschlagen und mehr anderes. Gegen 12 h ins Bett.
Band 10 (X.), Seite 214v RTB p. 34 ff
15.09.1822
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