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Von Braunau nach Schärding, welches 1809 unter Dedovich sehr gelitten hat, und nach Passau. In der Weintraube zahlte ich 4 fl., sah des Fink sinnreiche Schneidemaschine, welche einen Stamm mit 3 Sägen in 5 Teile schneidet und eine Länge von 30 Klaftern hat. Um ½ 6 h stiegen wir vor dem Wassertor in unser Schiff, unsere Leute waren der Schiffmeister Edelmann und 2 Söhne von Oberlaufen. Ich zahlte ihnen 4 fl. und suchte den Kaufmann Joseph Pummerer am Platz, empfohlen von Fink in Linz. Dieser wies uns am Neumarkt zum Hirschen, zum Wirt und Postmeister Prunner. Früh passierten wir Frauenstein mit einem verödeten Schloss, kaiserlich; rechts ist alles kaiserlich, links bayrisch, bis Passau. Die Sonne kämpfte mit dem Nebel, welcher unsere Fahrt erschwerte; endlich besiegte die Sonne ihn und es wurde ein schöner, ja heisser Tag. Hier verlor sich ganz die ungefällige Salzburger Tracht mit den ungestalten, hohen Filz- oder Strohhüten, und wir sahen wieder einen schönen Menschenschlag, ohne Kröpfe. Die Köpfe der Mädchen mit meistens dunklen Tüchern eingebunden, und hie und da wieder die großen weißen Filzhüte. Dann sahen wir Aigen, bayrisch, mit 2 Kirchen; Kirchdorf, kaiserlich; Katzenberg, bayrisch (sic !); Obernberg, kaiserlich; Reichersberg, kaiserlich, mit einem Kloster, Suben, kaiserlich, das Schloss gehört dem Feldmarschall Wrede. Seyrl übergab einen Brief an den pensionierten Landrichter Wagner. Die Stadt liegt am Abhang des Berges, hat enge Gässchen und ist von der unglücklichen Beschießung des Massena am 26. April 1809 – in selber kommandierte Dedovich – noch nicht ganz aufgebaut. Der Schiffmann Edelmann verkaufte einen am Abhang des Felsens mit Gefahr geretteten weißen Pudel um 3 Sechser, während ein alter Kupferschmiedgeselle ohne zu zahlen entwischte. Die bisher einförmige Fahrt wurde nun zwischen Felsen, Schluchten und Waldungen interessanter. Wir passierten Formbach, ein aufgelassenes Stift mit einer großen Kirche mit 2 Türmen, auf den Felsen gebaut, bayrisches Landgericht Neuburg; Neuburg, eine halbe Ruine auf dem Felsen; Wernstein, kaiserlich. Am Ufer steht zwischen 2 Linden eine Maria-Empfängnis-Säule, sehr malerisch. Vor 12 h landeten wir in Passau, bezogen ein geräumiges Zimmer im 2. Stock. Der Aufgang vom 1. in den 2. Stock hat die Form einer Doppelstiege und sieht gut aus. Ich ließ mich rasieren, aßen an der Table d’ hôte, die Person 36 x bayrisch, hatten 6 gute Speisen. Ich ließ mir eine Bouteille Champagner für 3 fl. 36 geben, fanden ihn recht gut. Nach Tisch nahm ich den Lohnbediensteten Stadtinger (?), zahlte ihm 2 Zwanziger. Er führte uns über die Innbrücke in die Innstadt, sahen die Pfarrkirche, stiegen den Berg zur Mariahilf hinan, übersahen von da die Donau und die Umgebung, die Festung, Schloss Freudenheim und fanden die Kirche leider sehr verödet, schmutzig. Die Wallfahrten sind zahlreich und Opfertafeln ex voto aller Art zu lesen. Eine ersuchte ich Klaps buchstäblich abzuschreiben: „Betterus Beitlinger (?) von Hiezlberg (?) hat sich verlobt zu der Gnadenmutter anhero, wegen seiner Krankheit, weil an ihme so viele curieuse Doctor gearztet haben, und nicht behilflich sein können, denn es waren alle Lebensmittel vergeben; also rufte ich die Mutter um Gnaden an, dass sie durch Fürbitt erhaltet, und habe gefunden die wahre Arztin Mariahilf, wodurch ich meine Gesundheit erlangt habe. Gott und Maria zur ewigen Dank gesagt. Anno 1819.“Der Kranke saß in einem Schlafsessel, hinter ihm standen zwei Freunde, vor ihm 8 Doctores, jeder mit Kappen(?)stiefeln und Stock, 4 hatten Kappen auf dem Kopf, die anderen Hüte und standen in gerader Linie. Wir gingen über die gedeckte, halb verfallene Stiege hinab, zur Ruine der Kapuzinerkirche, zurück über den Inn, besuchten den kleinen Paradeplatz vor der Domkirche, deren 2 Türme nicht ausgebaut sind. Gingen hinein, schöner Bau mit achteckiger Kuppel; im alten Kirchhof schöne Marmormonumente. Zur Jesuitenkirche, im Kloster sind die Schüler; zur Nonnenkirche, im Kloster ist das Arbeits- und Tollhaus. Die Residenz, zum Teil für einen Bischof, zum Teil zur Wohnung des Regierungspräsidenten Baron Schleich; Kommandant ist der General Mandini. Sahen am Wirtshaus des Philipp Schönbrodt das Bild des Tölpels, Erbauer des Doms. Dann zum Wassertor, fuhren über den blassen Inn, die grüne Donau und die schwarze Ilz nach der Ilzstadt, gingen über die Ilzbrücke, durch das Frauentor an die Lend zum Bau der neuen Donaubrücke von 8 steinernen Jochen, wovon noch 2 fehlen. Von da zum Spital und Pfarrkirche, einfach, im schönen Stil; weiter über die Stiege auf die Promenade. Die Luise Müller, des Logenmeisters Tochter und Schwester des Schauspielers zeigte uns das niedliche Theater, 2 Galerien, 2 Parterres von 24 x, Eintritt in die Logen im 1. Stock 36 x. Es ist blau und weiß gemalen, die Bühne ist klein, nur 5 Kulissen. Ein gewisser Eckhardt führt die Direktion und beginnt erst im Oktober wieder. Dann sahen wir den Redoutensaal mit Galerie, 48 x Eintritt, sehr abgenützt. Tranken in Österreichers Kaffeehaus Tee, von da über die Stadt zur großen Wasserkaserne, worin ein Regiment von 1000 Mann liegt, einst ein Kloster, vor selber der große Paradeplatz. Zum Neuen Tor – welches noch nicht ganz fertig und unserem Augartentor ähnelt, nur kleiner und minder schön – herein und in unseren Gasthof. Schrieb bis 9 h., zahlte unsere Rechnung mit 13 fl. bayrisch, wovon das Zimmer 2 fl., Frühstück 1 fl. 12 x und die Fuhr nach Schärding 3 fl. kostet; besonders teuer ist das Zimmer.
Band 10 (X.), Seite 212r RTB p. 29 ff
13.09.1822
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