Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10386]

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1822
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Ein schöner Tag. Fahrt auf der Salzach nach Braunau. Ich schrieb noch an meine Frau, frühstückten bei der Augustini, versahen uns mit Brot, fuhren um 8 h weg und zahlten samt Trinkgeld 21 fl. Um ½ 8 h bei der Wasserkaserne an die Salzach, nahmen von unserem Führer Müller Abschied und bestiegen unser kleines Schiff, welches nur dürftig gedeckt war. Kamen um 9 h nach Laufen, ein kleines Städtchen, diesseits bayrisch, jenseits kaiserlich, eine Brücke über die Salzach macht die Grenze. Es hat auf der Anhöhe ein altes Schloss, welches nun als Kaserne verwendet wird und früher ein Landsitz der Erzbischöfe von Salzburg war. In österreichisch Laufen wohnen über 800 Schiffleute; im bayrischen fiel zu Weihnachten ein Felsenstück herab und zerschmetterte Häuser und mehrere Menschen. Im bayrischen Marienburg am linken Ufer ist eine Papiermühle und ein Kupferhammer. Burghausen, bayrisch, ein Städtchen, passierten wir um 1 h, versahen uns mit Brot und eines Gläschens und leerten den letzten Plutzer Nessmüllner, welcher recht wohl schmeckte. Bei Bergham eine Stunde unter Burghausen fließt der Inn in die Salzach, und verliert ihren Namen. Um ¼ 4 h erreichten wir Braunau; den Schiffleuten 21 fl. Bestimmten, beim Weinfinken Weintraube am Platz zu übernachten. Seyrl gab einen Brief seines Vaters an den Landrichter Krakowitzer ab. Wir gingen in die Stadtpfarre, sahen das Grab des Stadtsyndikus Hans Staininger, dessen Bart bis an die Füße hing und 1571 starb. Bald nachher kam der Bischof Graf Hohenwarth und gab vor seiner Abreise die Vesper. Von da zur Spitalkirche, zum Stadttor und über die lange Brücke nach Simbach, ein Grenzdorf im Bayrischen, welches eine Maut, Amt, Post, Lottoamt, nette Häuser – meistens neu gebaut – und eine angenehme Lage hat. Außer Braunau sind schöne Hopfengärten. Dieses Städtchen hat viele öffentliche Brunnen, an allen steht folgende Warnungstafel: „Das Hereinwaschen in diesen Brunnen ist verboten bei einer Strafe von 1 fl.“ Vor dem Tor bei den Hopfengärten steht in der Allee „Dem Baumfrevler eine Strafe von 5 fl.“; ich musste viel lachen. Vor der Promenade blieben Klaps und Seyrl wegen Trinken zurück, welches sehr unartig war und ich ihnen verwies. Um 7 h aßen wir. Beim Essen machte uns der Landrichter einen Besuch, plauderten mit ihm und einem Jägerhauptmann, der hier 100 Mann hat. Gingen nach 8 h in unser Zimmer und bald nachher in unser Bett.
Band 10 (X.), Seite 211v RTB p. 28 f
12.09.1822
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