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Fahrt nach Berchtesgaden und zum Königssee. Um 4 h fuhren wir weg und zahlte 17 fl. Fuhrlohn. Passierten Hangendenstein – 18 x Maut, Grenze, der Pass – bayrische Maut 20 x, da stand ein bayrischer Jäger – Schellenberg, und waren um 7 h an der Hebemaschine in Berchtesgaden. Der dichte Nebel machte nur kalt. Wir suchten des Salinenrats Georg von Reichenberg Hebemaschine, welche die Salzsole 311 Schuh mittels des Druckes von heissem Bergwasser hebt und im Jahre 1817 erbaut wurde. Sahen das Reservoir; das gesättigte Wasser steigt auf 27%. In der Nähe der Maschine ist auch der Eingang in das Bergwerk, welches mehr als 70 alte und neue Kammern hat, und worin auch Steinsalz erzeugt wird. Dann fuhren wir gleich zum 1 Stunde fernen Königssee, und ohne Verzug auf einem bequemen Schiffe, mit Drehtisch und Bänken versehen, mit 2 Schiffsknechten und von den 2 Mädchen des Schiffmeisters, Nani und Resi, geleitet. Landeten rechts an der Johannesinsel mit dessen Statue, eine kleine englische Anlage, mit Inschriften, Lusthaus, Tisch und Bänken und tranken einen Plutzer Visenter (?) mit wahrer Wollust. Die Jugend schoss beim Echo einige Male, wo der See 106 Klafter tief war. Sahen links den interessanten Königswasserfall und nahe die Anlage des Kaufmanns Werner, jetzt des Kronprinzen, mit einer Einsiedelei, Herd, Tische, Bänke, Inschriften und einem lieblichen Engel, hoch in den Felsen gestellt. Ein Fall heiiißt der Kesselbach. Dann steuerten wir dem Schlössel zu. Wir sahen zur Rechten den hohen Watzmann, vor uns die Archenwand, links den Pixenkopf (?), Simmersberg (?). Um 9 h bestiegen wir beim Schlössel – welches den Namen gar nicht verdient – das Land. Bestellten bei der Jägerin 3 kleine Saiblinge à 30 x, Eierspeis, Bier, für mich Kaffee und zahlten 5 fl. Wir besuchten die Bartholomäi-Kapelle, in der Au die alte Petri- und Pauli-Kapelle, und befuhren um ½ 12 h den oberen Teil des Sees, um die drei Wasserfälle zu sehen. Der erste Fall heiiißt Schneefall (?), der mittlere Röthbach und links der Staubbach. Pittoreskeres lässt sich nicht denken. Der Tag wurde schön, heiter, der See war ruhig. Wir waren ganz eingeschlossen von ungeheuren Felsenklüften, deren Gipfel und Vertiefungen mit Eis und Schnee bedeckt sind. Da überfällt einen unwillkürlich ein Grauen, wenn man in diesen engen Räumen nur wenig – und diese gefährliche – Landungsplätze, und in diesen nirgends einen Ausweg findet; wenn man bedenkt, dass außer Gras nichts, nicht einmal Korn und Erdäpfel wachsen. Hier ist sozusagen die Welt mit Brettern verschlagen. Der Rückweg war wirklich reizend. Wir fuhren gegen 2 Stunden; für den Nachbar Reimann kaufte ich von der Schiffer Resi einen besonders schönen Gemsbart, so gefasst wie der König einen hat und gab ihr samt der Schwester 2 fl. neue Münzen. Waren gegen 2 h in Berchtesgaden und besuchten gleich das neue Pfannhaus, sahen die Manipulation des Steinsalzes, das neue Magazin. Ein junger, artiger Mann führte uns herum. Stiegen in den Markt, er liegt in Abstufungen wie ein Kripperl; besuchten im Leithaus Leithner und gingen mit ihm in den Markt. Besuchten die 3 Kirchen, Arbeiten von Spielzeug, in mehreren Hütten die armen Arbeiter, wie sie mit ihren Weibern und Kindern vereint an Spielzeug u. dgl. arbeiten, um sich kärglich meistens Haberbrot zu verdienen. Hoch oben die Apotheke und Kalvarienberg, in einer schönen Lage das Schlössel; das königliche Schloss, halb ausgebaut und wie ein gewöhnliches Wiener Bürgerhaus. Besuchten außer dem Markt den Verlag des Wallner (?), eines sehr trockenen Mannes; sahen die 1000 Artikel, fanden alles sehr teuer und kauften einige Nadelbüchseln für 18 x. Gingen dann über den Berg herab, nahmen von dem Leithner und der Emilie Abschied – sie reisen nach Tirol – und kehrten mit dem schönsten Abend, der Ansicht des Untersberges, Schloss- und Mönchberges, von Hellbrunn und des ganzen romantischen Tales nach Salzburg zurück, wo wir um 7 h waren. Der ganze Weg von der Alm ist wirklich wunderschön. Ich ordnete alles zur morgigen Reise, schrieb mein Tagebuch. Zahlte dem Wirt für die 2 Zimmer 10 fl., Trinkgeld 2 fl., dem Lohnbediensteten Müller 10 fl. und lag um 9 h.
Band 10 (X.), Seite 210r RTB p. 25 ff
11.09.1822
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