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Mariae Geburt. Früh Nebel, Fahrt nach St. Gilgen am Wolfgangsee, Fuschlsee, Salzburg. Um 5 h plauderte ich noch mit Picklberger (?), zahlte dem Seeauer 22 fl. und fuhren nach Wangen (?), 12 x Maut, Grenze vom Traunviertel. Fütterten in St. Gilgen, gingen in die Kirche, hörten Amt und Predigt – alter Pfarrer, schlechter Vortrag – ließ mich rasieren, im Eingang des Wirtshauses. Der Wirt ist Postmeister und Fleischhacker zugleich; plauderten mit der dicken Frau. Der Weg ist meistens schmal und führt hart am Wolfgangsee. Von da stets über Berge nach Hof, 1 Post, 1½ Station, da ist nur die Kirche, Wirts- und Posthaus. Hörten die Litanei, aßen Salzburger Würstl. Vor Hof passierten wir Fuschl, sahen den langen See, von welchem das Jägerschlössl ein malerisches Bild macht. Um 4 h fuhren wir über den letzten Berg – Wohlfahrtsberg – nach Salzburg und stiegen am Residenzplatz im Schiff ab; bekamen die Zimmer 5 und 6 im 2. Stock. Dem Kutscher Johann vom Pfifferling zahlte ich 25 fl. Am Platze vor der Hauptwache produzierte sich der Seiltänzer Knie (?), dessen Knabe vom Turm des Residenzgebäudes zum Springbrunnen herabging. Ich nahm gleich den Lohnbediensteten Müller; besuchten die Domkirche – im italienischen Stil mit achteckiger Kuppel und Portal von Marmor –, die Peterskirche mit ihrem schönen Kirchhof und Hallen, meistens Gräbern von Marmor, die in Felsen gehauene Kapelle des hl. Maximus von Zeiten der Römer, von welcher 50 Katholiken herabgestürzt wurden. In der Peterskirche ist des Kapellmeisters Michael Haydn Grabmal; in einer Urne von schwarzem Marmor liegt sein Kopf. Dann die Franziskanerkirche, welche sich an die Residenz anschließt, renoviert ist; die Reitbahn, deren schöner Plafond eben renoviert wird; das Amphitheater, in den Felsen gehauen, 3 Galerien hoch, welches mich sehr überraschte; den ehemaligen kurfürstlichen Hofstall und das Felsentor, welches am meisten überrascht, 40 Schuh hoch, 22 breit und 160 Schritte lang ist. Von da zum Rathause hart an der Salzach, über die Brücke zur abgebrannten Pagerie – Alumnat – und Mirabellpalast, welcher eben eingedeckt wird. Sahen im Dunkeln nur wenig und kehrten zum Gasthaus zurück. Auf der Brücke begegneten wir Leithner und soupierten zusammen. Zahlte 2 fl. bayrisch, am Tor 53 x Maut. Um 9 h ins Bett.
Band 10 (X.), Seite 206v RTB p. 17 f
08.09.1822
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